Bulletin
Bericht der Konzernführung

Sehr geehrte Damen und Herren,

für die Würth-Gruppe war 2022 ein Rekordjahr: Mit 19,9 Milliarden Euro und einem Wachstum von 16,8 Prozent lag der Umsatz deutlich über dem Vorjahr. Damit hat der Konzern allein in den letzten beiden Jahren ein Umsatzplus von über 5,5 Milliarden Euro erwirtschaftet – das ist in der über 75-jährigen Firmengeschichte beachtlich. Das Betriebsergebnis stieg von 1,3 Milliarden Euro 2021 auf 1,6 Milliarden Euro. Noch Mitte 2022 hätten wir nicht gewagt, solche Wachstumsraten zu prognostizieren. Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg haben so große Umbrüche verursacht, dass die Volatilität der Märkte zum nicht kalkulierbaren Risiko wurde. Zahlreiche Verwerfungen und Krisenherde machten einen berechenbaren Ausblick unmöglich. In diesen schwierigen Zeiten schätzten unsere Kunden die hohe Warenverfügbarkeit und Serviceführerschaft – im Wettbewerbsvergleich hat diese Strategie getragen.

Im Moment zeigen sich erste Anzeichen für eine wirtschaftliche Entspannung: China hat seine Corona-Einschränkungen aufgehoben, die Bundesregierung rechnet für das Gesamtjahr 2023 mit einer Inflationsrate von 6,0 Prozent, nachdem für 2022 mit 6,9 Prozent der höchste Wert seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland gemessen wurde. Auch der robuste Arbeitsmarkt gibt Anlass zur Hoffnung. Die Zahl der Erwerbstätigen ist äußerst stabil. Die befürchtete Rezession fiel geringer aus, als noch vor Monaten erwartet. So dürfen wir alle gemeinsam darauf vertrauen, dass die Kaufkraft trotz der Preissteigerungen in vielen Bereichen hoch bleibt.

Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht in der Krise – das verbindet uns alle miteinander. Ausschlaggebend ist der kurze Moment, in dem wir entscheiden, ob wir die Spannung zusätzlich erhöhen oder für Entspannung sorgen können. Unsere Reaktion bemisst den Raum, den wir der Krise geben, und damit ihre Wirkung. Gehen wir gestärkt daraus hervor oder lassen wir uns überwältigen? Genau an diesem Punkt wird die Kraft eines Familienunternehmens sichtbar und spürbar. Sie gibt uns Halt und stärkt uns den Rücken für gute und mutige Entscheidungen.

So kann Krise Chance sein. Eine Chance für besondere Partnerschaften, für langfristige Beziehungen und Bindungen. Wer Ihnen in einer schwierigen Situation zur Seite steht, dem schenken Sie Ihr uneingeschränktes Vertrauen. Wenn unsere Mitarbeitenden Vertrauen in einen sicheren Arbeitgeber haben und unsere Kunden in ihren verlässlichen Lieferanten, dann ist Würth wie eine Familie. Würth bleibt auch in Zukunft Würth und damit in Familienhand – diese Nachricht von Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth zur Nachfolgeregelung sorgt für die Stabilität, die wir an vielen anderen Stellen vermissen. Keine andere Zeit könnte besser zum Ausdruck bringen: Unser Familienunternehmen hat Wert und ist der große Rahmen, der die Strahlkraft einer starken Unternehmenskultur erst so richtig zum Leuchten bringt.

Familienunternehmen zeichnen sich darüber hinaus durch Beständigkeit, langfristiges Wirtschaften und eine intrinsische Erfolgsmotivation aus. Laut der Stiftung Familienunternehmen kommt ihnen eine immense volkswirtschaftliche Bedeutung zu: Sie stellen 58 Prozent der Beschäftigten in Deutschland und einen Anteil von 52 Prozent am Gesamtumsatz der deutschen Wirtschaft. Familienunternehmen haben folglich als Arbeitgeber einen sehr hohen Stellenwert und stärken in dieser Rolle als aktiver Motor die Wirtschaftskraft.

 

Zukunft ist unsere gemeinsame Verantwortung. Wenn wir unseren Kindern keine lebenswerte Perspektive bieten können, müssen wir über Investitionen in weiteres Wachstum nicht nachdenken. Als weltweit operierendes Unternehmen sind wir verpflichtet, die globalen Abhängigkeiten mit einem 360-Grad-Blick zu bewerten. Ressourcenknappheit und volatile Warenströme werden zunehmen, weil auch die Welt nur ein Lager mit endlicher Kapazität ist. Mit der Ausrichtung auf eine Kreislaufwirtschaft können wir uns von diesen Herausforderungen entkoppeln. Dennoch muss es unser Ansporn als Gesellschaft sein, über Forschung und Entwicklung für jede Fragestellung die jeweils beste Lösung zu finden. Eine Lösung, die allen gleichermaßen dient. Die Dekarbonisierung im einen Land darf nicht auf Kosten eines anderen Landes vorangetrieben werden.

In der EU sollen ab 2035 nur noch Neuwagen verkauft werden dürfen, die im Betrieb keine Treibhausgase ausstoßen. Bis Ende 2023 beabsichtigt die chinesische Automobilindustrie, 80 E-Automodelle auf den Markt zu bringen. So bestimmt der Wettbewerb die beste Lösung. Europa sollte diese Schlüsselindustrie nicht abgeben, weil sie Arbeitsplätze und Existenzen sichert. Wir müssen den richtigen Weg finden zwischen verantwortungsvollem Wirtschaften und einer gesunden Erde. Dieser liegt für mich in der Offenheit für neue Technologien. Denn auch die nachhaltige Energiegewinnung ist endlich. Gleichzeitig ist die Ökobilanz der alternativen Konzepte rund um synthetische Kraftstoffe nicht abschließend geklärt. Auf viele Fragen haben wir noch keine belastbaren Antworten. Gerade deshalb sind wir aufgefordert, alle Optionen zu prüfen, um Mensch, Umwelt und Wirtschaft in eine gesunde Balance zu bringen.

 

Die Konzernführung der Würth-Gruppe dankt allen, die gemeinsam mit uns Zukunft als Chance sehen: unseren Kundinnen und Kunden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Betriebs- und Vertrauensrätinnen und -räten, den Mitgliedern des Kundenbeirats, des Stiftungsaufsichtsrats und des Beirats sowie der Familie Würth und ganz besonders Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth und Bettina Würth.

Für die Konzernführung

Robert Friedmann
Sprecher der Konzernführung der Würth-Gruppe

Weiterer Bericht

Bettina Würth - Beiratsvorsitzende der Würth-Gruppe

Bericht des Beirats

Bettina Würth

Beiratsvorsitzende der Würth-Gruppe