Konzernlagebericht
Das Unternehmen

Die Würth-Gruppe ist Weltmarktführer in der Entwicklung, Herstellung und im Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial. Zu dem Familienunternehmen mit Sitz in Künzelsau gehören über 400 Gesellschaften, die mit mehr als 2.500 Niederlassungen in 80 Ländern vertreten sind.

Der Konzern gliedert sich in zwei Geschäftsbereiche: Im Mittelpunkt der Würth-Linie stehen die Herstellung und der Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial für Kunden aus Handwerk und Industrie. Weitere Handels- und Produktionsunternehmen, die sogenannten Allied Companies, sind in angrenzenden Geschäftsfeldern aktiv, wie etwa im Elektrogroßhandel, in den Bereichen Elektronik sowie Finanzdienstleistungen. Die Würth-Gruppe erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 19,9 Milliarden Euro.

Zu den Erfolgsfaktoren der Würth-Gruppe zählen ein erfolgreicher Multi-Kanal-Vertrieb, eine moderne Logistik sowie Produktinnovationen und darauf abgestimmte Services, die den Alltag der über vier Millionen Kundinnen und Kunden weltweit erleichtern. Das Sortiment der Würth-Gruppe umfasst mehr als eine Million Produkte.

Der heute weltweit tätige Konzern entwickelte sich aus der 1945 gegründeten Schraubengroßhandlung Adolf Würth. Nach dem Tod des Firmengründers im Jahre 1954 übernahm sein Sohn, Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth, Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe, den damaligen Zwei-Mann-Betrieb, der als Adolf Würth GmbH & Co. KG bis heute die größte Einzelgesellschaft des Konzerns ist. Die Würth-Gruppe beschäftigt derzeit mehr als 85.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen mehr als 43.000 im Vertrieb tätig sind.

Die Unternehmenskultur ist geprägt von Werten wie Offenheit, Dankbarkeit, Respekt, Neugier, Verantwortung, aber auch Demut und Bescheidenheit. Das Handeln der Würth-Gruppe ist auf nachhaltigen Unternehmenserfolg ausgelegt. Um nicht nur seiner ökonomischen Verantwortung Rechnung zu tragen, engagiert sich das Familienunternehmen seit jeher für soziale und kulturelle Belange.

Die Würth-Gruppe und die gemeinnützige Stiftung Würth setzen sich für eine lebendige Kulturlandschaft und für das soziale Wohlergehen der Menschen ein. Fünf unternehmenseigene Museen und zehn Kunstdependancen der Würth-Gruppe in Europa präsentieren die Werke der Sammlung Würth, die mittlerweile mehr als 18.500 Exponate umfasst. Alle Häuser sind bei freiem Eintritt für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Gründung der Würth Philharmoniker als Klangkörper der Reinhold Würth Musikstiftung gGmbH gab dem Engagement für klassische Musik ein Fundament. Im sozialen Bereich setzen sich das Unternehmen und die Stiftung Würth für Menschen mit Behinderung ein. Weiteres Augenmerk liegt auf Bildung und Erziehung sowie Wissenschaft und Forschung. Im Sportsponsoring des Unternehmens liegen die Schwerpunkte auf Fußball und Wintersport.

Die Würth-Gruppe sieht sich verpflichtet und verantwortlich, bewusst mit Ressourcen umzugehen und nachhaltig zu wirtschaften. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat das Familienunternehmen bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Den Schlüssel sieht Würth im Übergang von der linearen in eine zirkuläre Wirtschaftsweise. Hierfür hat die Würth-Gruppe drei Transformationsfelder definiert: Klima, Stoffkreisläufe und soziale Standards.

Umsatzentwicklung

Nachdem in den Jahren 2020 und 2021 primär die Corona-Pandemie die weltweite Wirtschaftsentwicklung prägte, veränderte sich mit dem Angriff des russischen Militärs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 die globale Wirtschaftslage grundlegend. Materialengpässe und Exportprobleme verstärkten sich und beeinträchtigten nach wie vor die weltweiten Lieferketten. Der Krieg löste eine schwere Energiekrise aus, die die Wirtschaftskraft der europäischen Unternehmen und Industrien schwächte, die Lebenshaltungskosten ansteigen ließ und die Inflation in die Höhe trieb.

Diese Entwicklung hatte zur Folge, dass die Prognosen der einzelnen Volkswirtschaften für 2022 nicht eintrafen. In nahezu allen Regionen der Welt fiel das Wirtschaftswachstum geringer aus als im Vorjahr, sodass die gesamte Weltwirtschaft nur um 3,4 Prozent wuchs (2021: + 6,1 Prozent). China verzeichnete ein Wachstum von 3,0 Prozent und blieb damit hinter seinen selbst gesteckten Zielen zurück (2021: + 8,1 Prozent). Die USA schrieben nach einem Wachstum von 5,7 Prozent 2021, dem stärksten seit 1984, im Jahr 2022 nur noch ein Plus von 2,1 Prozent.

  • Privater Konsum und Entlastungspakete konnten Rezession in Deutschland verhindern
  • Wirtschaft der Eurozone wuchs moderat trotz Energiekrise
  • Material- und Fachkräftemangel sowie Preissteigerungen forderten das Handwerk

In Deutschland sorgten immense Lieferengpässe und eine Inflationsrate von 6,9 Prozent (2021: 3,1 Prozent) für eine schwierige Ausgangslage. Der größte Einzelmarkt der Würth-Gruppe blieb 2022 mit einem preisbereinigten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,8 Prozent hinter dem Erfolg des Vorjahrs zurück (2021: + 2,7 Prozent). Insgesamt konnte Deutschland jedoch die gefürchtete Rezession verhindern, da zum einen der private Konsum trotz der ansteigenden Preise mit einer Wachstumsrate von 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr stark anstieg (2021: + 3,1 Prozent). Die Menschen holten vieles nach, was während der Pandemie nicht möglich war: Reisen, Kultur, Feiern, Restaurant- und Messebesuche. Zum anderen trugen die Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung und der robuste Arbeitsmarkt zum Wachstum bei. Die Wirtschaftsleistung wurde 2022 von durchschnittlich 45,6 Millionen Erwerbstätigen erbracht (2021: 44,9 Millionen).

Auch die europäischen Volkswirtschaften waren von den ansteigenden Energiepreisen betroffen und erreichten ein geringeres Wachstum als im Vorjahr. Die Wirtschaft der Eurozone legte um 3,5 Prozent zu (2021: + 5,2 Prozent).

Wie so viele Branchen stand auch das Handwerk 2022 vor großen Herausforderungen. Im Baugewerbe trafen Material- und Fachkräftemangel auf hohe Baukosten, nicht zuletzt durch deutliche Preissteigerungen bei energieintensiven Baumaterialien, und hemmten so das Wachstum. Somit musste die Branche einen Rückgang der Bruttowertschöpfung um 2,3 Prozent hinnehmen (2021: – 1,4 Prozent). Auch die Bauinvestitionen nahmen preisbereinigt um 1,6 Prozent ab (2021: 0,0 Prozent).

Die Lage in der Automobilbranche war ebenfalls durchwachsen. Zwar sorgten die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie der Mangel an Produkten zumindest bis Mitte des Jahres für sichtliche Umsatzrückgänge. Dennoch wurden im Gesamtjahr 2022 mit 2,7 Millionen mehr Pkws zugelassen als noch im Jahr zuvor (2021: 2,6 Millionen). Dies entspricht einem Plus von 1,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2021: – 10,0 Prozent).

Insgesamt zeigte sich im Jahr 2022 einmal mehr die Komplexität und Verzahnung aller Wirtschaftsbereiche weltweit. Deutschland kam unter diesen geopolitischen und ökonomischen Umständen vergleichsweise gut durch das Jahr und schaffte es, eine schwere Wirtschaftskrise abzuwehren.


  • Umsatzsteigerung von 16,8 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro
  • Betriebsergebnis steigt auf 1.575 Millionen Euro
  • Investitionen deutlich über Vorjahr

Die Würth-Gruppe hat im Geschäftsjahr 2022 erneut ihre Wettbewerbskraft und Stabilität bewiesen: Der weltweit tätige Konzern erzielte weitere Rekordmarken. Mit 19,9 Milliarden Euro liegt der Umsatz deutlich über dem Vorjahr (2021: 17,1 Milliarden Euro). Das entspricht einem Plus von 16,8 Prozent, währungsbereinigt von 15,1 Prozent. Innerhalb der letzten zwei Jahre hat der Umsatz der Würth-Gruppe damit um 5,5 Milliarden Euro zugelegt, was in Anbetracht der weltwirtschaftlichen Entwicklungen mehr als beachtenswert ist. In Deutschland stieg der Umsatz um 13,1 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro (2021: 6,9 Milliarden Euro). Noch erfolgreicher schlossen die Gesellschaften außerhalb Deutschlands das Geschäftsjahr 2022 ab. Sie konnten den Umsatz um 19,4 Prozent auf 12,1 Milliarden steigern (2021: 10,1 Milliarden Euro).

Das Jahr 2022 war geprägt von Krisenherden wie dem Krieg in der Ukraine, der zwar abflachenden, aber immer noch vorhandenen weltweiten Corona-Pandemie sowie von Material- und Lieferengpässen. Dennoch hat der Konzern seine Leistungsfähigkeit wieder deutlich unter Beweis gestellt über die Risikostreuung durch die internationale Aufstellung, die Diversifikation über verschiedene Geschäftsfelder sowie die Multi-Kanal-Strategie. Besonders erfolgreich war der Geschäftsbereich Elektrogroßhandel mit einem Wachstum von 24,8 Prozent. Serviceführerschaft, eine sehr hohe Produktverfügbarkeit gepaart mit einer überdurchschnittlichen Logistikkompetenz sind Gründe für diese sehr gute Entwicklung. Zusätzlich profitierte dieser Bereich vom Boom der erneuerbaren Energien. Auch die Elektronik-Gruppe mit ihren Bereichen Intelligente Power- und Steuerungssysteme, Leiterplatten sowie elektronische und elektromechanische Bauelemente zeigte mit einem Umsatzwachstum von 22,0 Prozent eine sehr robuste Geschäftsentwicklung. Überdurchschnittlich entwickelte sich auch die Division Industrie der Würth-Linie mit 20,9 Prozent Umsatzwachstum.

Ein Standbein der Multi-Kanal-Strategie sind die Niederlassungen, in denen unsere Kunden ihre Bedarfe decken können. Die Anzahl der Niederlassungen weltweit beträgt 2.594 und hat sich damit seit 2011 mehr als verdoppelt. Ergänzend bieten die digitalen Möglichkeiten mit Onlineshop, E-Procurement und Würth App die passenden Lösungen für kontaktloses Einkaufen. Im Geschäftsjahr 2022 erzielte der E-Business-Bereich konzernweit einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro. Der Umsatzanteil dieses Bereichs stieg erstmals auf über 20 Prozent und lag damit auf einem neuen Höchstwert von 20,7 Prozent.

Die konzerneigenen Produktionsbetriebe in Deutschland und Europa gewährleisten eine gewisse Unabhängigkeit von globalen Lieferketten. Rund 70 Prozent der verkauften Produkte haben ihren Ursprung in Europa. Produktionsengpässe und Staus in der Containerschifffahrt belasteten den weltweiten Warenaustausch und waren auch im Jahr 2022 in einzelnen Bereichen des Konzerns spürbar, vor allem bei Verbindungselementen und Handwerkzeugen.

Das zweite Jahr in Folge hat die Würth-Gruppe das Betriebsergebnis deutlich gesteigert. Es liegt mit 1.575 Millionen Euro um 24,0 Prozent über dem Vorjahr (2021: 1.270 Millionen Euro) und markiert einen neuen Höchstwert in der Geschichte des Konzerns. Gründe hierfür waren das starke Umsatzwachstum, die Steigerung der Produktivität und ein zum Umsatz unterproportionaler Kostenanstieg. 2022 ist das dritte Jahr in Folge, in dem coronabedingt Kosten für Reisen, Messen und Konferenzen nicht im üblichen Maße angefallen sind. Die Umsatzrendite erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr auf 7,9 Prozent (2021: 7,4 Prozent). Auch im vergangenen Geschäftsjahr investierte die Würth-Gruppe zur Umsetzung der geplanten Strategien nachhaltig in ihre unterschiedlichen Geschäftsbereiche und Märkte. Die Investitionsausgaben für immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen ohne Akquisitionen beliefen sich 2022 auf 821 Millionen Euro. Eine sehr bedeutende Einzelinvestition war das Reinhold Würth Innovationszentrum Curio®. Mit einem Investitionsvolumen von 75 Millionen Euro sind am Würth Heimatstandort Künzelsau auf rund 15.500 Quadratmetern modernste Labore und Arbeitsplätze entstanden. Ziel des Würth Innovationszentrums ist es, kreativen Ideen Raum zu geben, Innovationszyklen zu verkürzen sowie Neu- und Weiterentwicklungen noch schneller und kundenspezifischer auf den Markt zu bringen.

Die Würth-Gruppe hat 2022 insgesamt 2.454 neue Beschäftigte hinzugewonnen. Ende des Jahres arbeiteten im Konzern 85.637 Personen, davon 43.297 im Vertrieb. In Deutschland beschäftigte das Unternehmen 26.113 Mitarbeitende.


  • Deutschland weiterhin größter Einzelmarkt
  • Amerika mit einem Wachstum von über 30 Prozent
  • Nahezu alle Regionen wachsen zweistellig

Der wichtigste Einzelmarkt der Würth-Gruppe ist weiterhin Deutschland mit einem Umsatzanteil von 39,4 Prozent. Die Würth-Gruppe erzielte hier einen deutlich zweistelligen Anstieg um 13,1 Prozent und damit ein sehr gutes Ergebnis. Das Wachstum außerhalb Deutschlands verlief mit 19,4 Prozent noch dynamischer. Der Umsatzanteil außerhalb Deutschlands betrug damit erstmals mehr als 60 Prozent, ein Plus von 1,3 Prozentpunkten. Wachstumstreiber sind hier vor allem die Konzerngesellschaften in Amerika, Süd- und Osteuropa. Regional betrachtet steht das Wachstum der Würth-Gruppe auf einer breiten Basis, denn in allen Regionen – bis auf Skandinavien – lag die Steigerungsrate im zweistelligen Bereich.

Krieg in Europa, Corona-Pandemie, beeinträchtigte Lieferketten und Inflation sind Schlagworte, die den wirtschaftlichen Rahmen 2022 geprägt und auch die Würth-Gruppe vor große Herausforderungen gestellt haben. Unsere Multi-Kanal-Strategie, die Risikostreuung durch die internationale und dezentrale Aufstellung der Würth-Gruppe mit über 400 Gesellschaften in 80 Ländern sowie die Diversifikation durch unsere Vielzahl an Geschäftsfeldern haben sich auch 2022 ausgezahlt. Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Vertriebskanäle konnte die Nähe zu den Kunden aufrechterhalten werden. Es war wichtig, die Materialversorgung und Serviceleistungen sicherzustellen. Das haben wir mit einem deutlichen Aufbau des Lagerbestands unterstützt. Die Würth-Gruppe durfte im vergangenen Jahr über vier Millionen Kundinnen und Kunden weltweit beliefern, über 50 Millionen Aufträge verließen die Lager.

Im Geschäftsjahr 2022 wurde in Deutschland ein Umsatz von 7.849 Millionen Euro erzielt, was einer Steigerung von 13,1 Prozent entspricht (2021: 6.939 Millionen Euro). Die deutschen Gesellschaften profitierten noch immer von ihrer robusten Entwicklung in den Pandemiejahren 2020/2021. Die Stabilität der einzelnen Geschäftsmodelle und eine sehr hohe Produktverfügbarkeit sind Gründe für das erneut zweistellige Wachstum und die sehr gute Entwicklung der deutschen Gesellschaften. Besonders erfolgreich waren die Gesellschaften des Elektrogroßhandels, der Elektronik Gruppe sowie die WASI GmbH, ein Spezialist für rostfreie Verbindungselemente aus Edelstählen und Sonderwerkstoffen, und die Würth Industrie. Die deutschen Unternehmen, die den Automobil- und Maschinenbau direkt beliefern, wie Arnold Umformtechnik oder der Werkzeughändler Hahn+Kolb, konnten trotz der vielfältigen Unwägbarkeiten bei der Transformation zur E-Mobilität und trotz der Lieferkettenproblematiken 2022 erneut zweistellig wachsen. Auch die Geschäftseinheit Handel erzielte nach den schwierigen Pandemiejahren 2020/2021 im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder ein stabiles zweistelliges Wachstum. Die Gesellschaften dieses Bereichs umfassen auch den Vertrieb in Baumärkte.

Umsatz Würth-Gruppe in Mio. EUR

Die Adolf Würth GmbH & Co. KG, Keimzelle und größte Einzelgesellschaft des Konzerns, erwirtschaftete einen Umsatz von 2.775 Millionen Euro inklusive konzerninterner Umsätze (2021: 2.511 Millionen Euro). Nach dem herausragenden Jahr 2021 konnte die Gesellschaft 2022 mit 10,5 Prozent erneut zweistellig wachsen. Am 16. Juli 1945 begann eine der Erfolgsgeschichten der deutschen Nachkriegszeit mit der Gründung der Gesellschaft. Sie hat eine Vorreiterrolle im Konzern inne und führte bereits 2014 die Multi-Kanal-Strategie erfolgreich ein. Neben den Mitarbeitenden im Vertrieb sind die 585 Niederlassungen (2021: 574 Niederlassungen) ein Garant für die positive Entwicklung des Unternehmens. Der weitere Ausbau des E-Business, dessen Umsatz 2022 um ein Fünftel auf einen Anteil von 20,6 Prozent gesteigert werden konnte, untermauert die erfolgreiche Digitalisierungsstrategie des Unternehmens.

Professionalität nach innen und nach außen, gepaart mit einem dynamischen Umsatzwachstum, ist der Grund für die hohe Profitabilität der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Sie konnte im Jahr 2022 mit einem Betriebsergebnis von über 300 Millionen Euro nach 2021 erneut einen Rekordwert erzielen. Diese Ertragskraft ist auch Voraussetzung für Investitionen in zukunftsweisende Vertriebs-, Logistik- und Produktlösungen, z. B. in den Bau des neuen Reinhold Würth Innovationszentrums Curio®, das am Firmenstammsitz in Künzelsau im September 2022 eröffnet wurde. Für 2023 ist der Erweiterungsbau des Vertriebszentrums West geplant. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Robotern steigert Würth den Automatisierungs- und Digitalisierungsgrad innerhalb der Logistik. Die Roboter unterstützen beim Wareneingang, bei der Kommissionierung sowie beim Palettieren im Warenausgang.

Insgesamt steht Deutschland für ein Betriebsergebnis von 721 Millionen Euro (2021: 639 Millionen Euro) und ist damit die ertragreichste Region.

Die Würth-Gruppe weltweit

Amerika hatte 2022 erneut mit Naturkatastrophen zu kämpfen. Schwere Stürme und extreme Wetterlagen haben vor allem Nordamerika sehr stark getroffen und das Ausmaß der Schäden hat in den letzten fünf Jahren stark zugenommen. Zusätzlich spitzte sich die Belastung der Lieferketten durch den Krieg in Europa und die „Null-Covid Strategie“ Chinas zu. Dies hatte bis Mitte des Jahres 2022 vor allem in den USA einen historisch starken Anstieg der Inflation zur Folge und führte dazu, dass die Federal Reserve zur Bekämpfung dieser Entwicklung den Leitzins mehrfach erhöhte. Parallel dazu wuchs die Befürchtung, dass sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen könnte. Zusätzlich schürten fallende Börsenkurse an den Aktienmärkten die Ängste vor einer Rezession in den USA. Die Würth-Gruppe konnte sich in diesem wirtschaftlichen Umfeld gut behaupten. Die Gesellschaften in den USA wuchsen nahezu ausschließlich im zweistelligen Bereich. Besonders die Gesellschaften der Würth-Linie Divisionen Holz und Industrie konnten mit Steigerungsraten von teilweise über 30 Prozent glänzen. Ganz besonders erfolgreich war die Midcom Gruppe in den USA mit einer Steigerung des Umsatzes gegenüber dem Vorjahr um über 50 Prozent. Die Würth Electronics Midcom Inc. ist ein Transformatorenhersteller, der 2008 von der Würth-Gruppe akquiriert wurde und zwei Produktionswerke in China betreibt.

Die Gesellschaften in Südamerika haben sich 2022 ebenfalls sehr gut entwickelt. Der Anteil am Konzernumsatz liegt bei 1,4 Prozent. Größte Gesellschaft der Region ist Würth Brasilien. Ein Umsatzwachstum in Euro von 38,7 Prozent und eine Steigerung in Lokalwährung um 27,5 Prozent in der Region sind überdurchschnittliche Wachstumsraten innerhalb der Würth-Gruppe, teilweise auch beeinflusst durch die hohe Inflation in den Ländern dieser Region.

Insgesamt erzielte die Würth-Gruppe in Amerika einen Umsatz von 3.134 Millionen Euro (+ 32,2 Prozent). In Landeswährung gerechnet liegt das Wachstum bei 18,4 Prozent.

Die Gesellschaften der Würth-Gruppe in Südeuropa konnten 2022 den Post-Covid-Schwung aus 2021 mitnehmen und aus eigener Kraft zweistellig um 18,5 Prozent auf 2.888 Millionen Euro wachsen. Damit liegt Südeuropa mit einem Umsatzanteil von 14,5 Prozent innerhalb der Würth-Gruppe auf Rang drei nach Deutschland und Amerika. Was den absoluten Umsatz anbelangt, ist Italien das dominierende Land der Region Südeuropa, gefolgt von Spanien und mit großem Abstand Portugal.

Die Gesellschaften in diesen Regionen wurden in den zwei zurückliegenden Jahren krisenresistenter, was sich 2022 auch zahlenmäßig auswirkte. Zwar rückte das Thema COVID-19 in den Hintergrund, jedoch blieb die Lieferkettenproblematik bestehen. Der Krieg in Europa forderte die südeuropäischen Regionen zusätzlich heraus. Den Würth Gesellschaften ist es in dieser Region trotzdem gelungen, ihren Umsatz durch schnelles und konsequentes Reagieren auf die immer neuen Herausforderungen sehr gut zu entwickeln. Dies wurde unterstützt durch eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kundinnen, Kunden und Lieferanten. Sowohl die italienischen als auch die spanischen Gesellschaften der Würth-Gruppe konnten ihren Umsatz um knapp 20 Prozent steigern. Trotz der volatilen Lage hat sich der Würth Konzern dazu entschieden, weiterhin in neue Mitarbeitende zu investieren, um auch in Zukunft das Wachstum in der Region dynamisch voranzubringen. In der Region Südeuropa wurden im Geschäftsjahr 2022 deshalb 570 zusätzliche Mitarbeitende eingestellt, ein Plus von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Von den 13.624 Beschäftigten sind über 10.000 im Vertrieb tätig. Keine andere Region verfügt über so eine Vertriebsstärke.

Umsatz Regionen der Würth-Gruppe

In Westeuropa sind viele etablierte Gesellschaften des Konzerns beheimatet, war doch diese Region Ausgangspunkt der Internationalisierung der Würth-Gruppe – einer der zentralen Erfolgsfaktoren des Konzerns. Der Umsatz konnte mit einem zweistelligen Wachstum von 13,1 Prozent auf 2.674 Millionen Euro gesteigert werden. Die Mehrheit der Länder dieser Region verzeichnete 2022 ein zweistelliges Wachstum, mit Ausnahme der Gesellschaften in den Niederlanden (+ 9,3 Prozent) und Irland (+ 8,6 Prozent).

Die beiden umsatzstärksten Länder Frankreich und Österreich mit einem Wachstum von 10,4 bzw. 15,9 Prozent konnten auch in absoluten Zahlen den größten Umsatzzuwachs beitragen. Vor allem in Österreich konnten sehr gute, nachhaltige Erfolge im Bereich E-Business mit einem Wachstum von 31,5 Prozent auf einen Umsatzanteil von 29,9 Prozent erzielt werden. Frankreich, Österreich und die Schweiz tragen mit einem Anteil von knapp 80 Prozent zum Gesamtumsatz der Region bei.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Regionen der Würth-Gruppe

Die Divisionen der Würth-Linie

Im Zentrum der Geschäftstätigkeit der Würth-Linie stehen die Herstellung und der Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial für Kundinnen und Kunden aus den Bereichen Handwerk und Industrie. Innerhalb der Würth-Linie sind die operativen Geschäftseinheiten in die Divisionen Metall, Industrie, Auto, Holz und Bau aufgeteilt.

Umsatzanteile der Divisionen am Gesamtumsatz der Würth-Gruppe

Division Metall

Die Division Metall bietet ihren Kunden innovative Lösungen, um sie damit sowohl heute als auch in Zukunft bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Durch unsere Kernkompetenz, den Direktvertrieb, sowie unsere Abholshops und die vielfältigen Online-Bestellmöglichkeiten versorgen wir unsere Kunden mit bester Beratung und passenden Optionen für die Beschaffung und Bereitstellung unserer Produkte.

Vertriebszweig Metall

In diesem Bereich werden Kunden der Metall be- und verarbeitenden Branchen bedient. Zu den größten Abnehmern zählen Metall- und Stahlbauer, Schlossereibetriebe sowie Maschinen- und Fahrzeugbauer.

Vertriebszweig Haustechnik

Im Fokus stehen vor allem Betriebe der Branchen Elektro-, Gas-, Heizungs- und Wasserinstallationen sowie Klima- und Lüftungsanlagenbauer.

Vertriebszweig Betriebswerkstätten

Dieser Vertriebszweig bedient Kunden mit innerbetrieblichen Reparaturwerkstätten aus vielen unterschiedlichen Branchen, wie Industrieunternehmen, Hotels, Einkaufszentren, Flughäfen und Krankenhäuser.

Division Metall

Division Industrie

Die Gesellschaften der Division Industrie sind spezialisierte Unternehmen mit einem Vollsortiment an Montage- und Verbindungsmaterial für die industrielle Produktion, Instandhaltung und Wartung. Neben diesem umfangreichen Standardsortiment liegt die Stärke der Division in kundenindividuellen logistischen und dispositiven Versorgungs- und Dienstleistungskonzepten sowie in der technischen Beratung.

In der Division Industrie sorgt die innovative Weiterentwicklung der Beschaffungs- und Logistiksysteme dafür, dass die Bevorratung und Nachbestückung der Würth Produkte für den produzierenden Kunden vollautomatisiert und noch systembasierter abgewickelt werden. Ein wichtiger Schwerpunkt dabei bleibt die maximale Sicherheit in der Versorgung mit C-Teilen direkt am Verbrauchsort, im Lager und am Arbeitsplatz. Alle Lösungen werden unter den ganzheitlichen Ansatz der Produktions- und Betriebsmittelversorgung gestellt. Nach wie vor steht der Ausbau digitaler Prozesse und Vertriebswege im Mittelpunkt.

Der strategische Fokus liegt weiterhin auf der persönlichen Kundenbetreuung vor Ort durch ein weltweites Netzwerk von Gesellschaften und damit auf einem international einheitlich hohen Niveau bei Qualität, Produkt und Prozess.

Division Industrie

Division Auto

Die Division Auto sieht sich als kompetenter Partner der Kfz-Werkstätten – heute wie in Zukunft. Neben einem vollumfänglichen Produktsortiment auf höchstem Qualitätsniveau bieten wir unseren Kunden innovative Services und Systeme, die innerbetriebliche Abläufe optimieren. In ergänzenden Kompetenzfeldern wie den Bereichen Diagnose, Klimaservice und Spezialwerkzeuge unterstützen wir die Werkstätten des Automobil- und Nutzfahrzeugmarkts. Darüber hinaus bieten wir Lösungen für alternative Antriebssysteme und die zunehmende Digitalisierung im Automotive Aftersales.

Vertriebszweig Pkw

Die Kunden des Vertriebszweigs Pkw sind Fahrzeughersteller, Betriebe des markengebundenen und freien Kfz-Handwerks, Kunden mit großen Fahrzeugflotten, Betriebe aus den Bereichen Karosserie, Fahrzeugaufbereitung, Reifenwechsel sowie aus dem Zweiradsegment.

Vertriebszweig Cargo / Nutzfahrzeuge

Die Kunden dieses Vertriebszweigs sind Nutzfahrzeug-Vertragswerkstätten, freie Nutzfahrzeug-Reparaturwerkstätten, Bau- und Landmaschinen-Reparaturbetriebe, Transport- und Logistikunternehmen, Busbetriebe, Reparatur- und Verleihbetriebe von Arbeitsbühnen und Flurförderfahrzeugen, öffentliche, kommunale Ver- und Entsorgungsbetriebe sowie Land- und Forstwirtschaftsbetriebe.

Division Auto

Division Holz

Die Division Holz unterstützt ihre Kunden des gesamten Holz be- und verarbeitenden Handwerks mit einem passgenauen Produktportfolio sowie spezifischen Anwendungslösungen. Das Sortiment umfasst Holzschrauben, Beschläge, chemisch-technische Artikel sowie Materialbearbeitungs- und Baukörperanschlussprodukte.

Dank hoher Fachkompetenz und ganzheitlicher Vertriebslösungen bieten wir unseren Kunden nicht nur auf ihre Bedürfnisse perfekt abgestimmte Produkte. Wir verstehen uns auch als persönlicher Berater, der seinen Kunden von den ersten Plänen bis zur Fertigstellung zur Seite steht.

Dabei trägt die Division Holz den aktuellen Trends der Branche Rechnung: Der Online-Konfigurator WÜDESTO bietet bereits heute in Deutschland, Österreich und Italien die Möglichkeit, individuelle Möbelelemente zu erstellen sowie maßgenaue Halbfertigteile zu bestellen. Um den Bereich E-Business international nachhaltig zu entwickeln und den Anforderungen im Handwerk gerecht zu werden, ist der Anschluss weiterer Gesellschaften an WÜDESTO bereits geplant.

Division Holz

Division Bau

Ziel der Division Bau ist es, regional, national und international tätigen Unternehmen der Baubranche weltweit einheitliche Produkte und Serviceleistungen auf Topniveau zu bieten. Optimale Anlaufstelle für die Deckung von Sofortbedarf bieten die Niederlassungen. Der Außendienst ist ständiger Ansprechpartner auf der Baustelle. Er übernimmt im Rahmen des Projektgeschäfts die Rolle des Prozessoptimierers für die großen am Roh- und haustechnischen Ausbau beteiligten Gewerke.

Die Division Bau fasst alle Vertriebseinheiten zusammen, die Kunden im Bauhaupt- und Baunebengewerbe betreuen. Der Schwerpunkt liegt bei Bauunternehmen, der technischen Gebäudeausrüstung, dem Dach- und Holzbau, bei Ausbau- und Fassadenspezialisten sowie bei der Direktbelieferung von Baustellen. Hier kommen zudem kundenindividuelle Service- und Logistiklösungen zum Einsatz, wie z. B. mit Produkten bestückte Materiallager direkt auf der Baustelle. Strategische Zielgruppen wie Bauherren, Planungs-, Architektur- und Projektleitungsbüros rücken immer mehr in den Fokus.

Division Bau
Umsatz Divisionen in Mio. EUR
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst Divisionen

Die Geschäftseinheiten der Allied Companies

Die Gesellschaften der Allied Companies grenzen an das Kerngeschäft des Konzerns an oder bearbeiten diversifizierte Geschäftsbereiche und ergänzen das Portfolio der Würth-Gruppe. Sie sind in neun strategische Geschäftseinheiten aufgeteilt und bis auf wenige Produktionsunternehmen in der Mehrzahl Handelsunternehmen in verwandten Geschäftsfeldern.

Umsatzanteile der Geschäftseinheiten der Allied companies am Gesamtumsatz der Würth-Gruppe

Elektrogroßhandel

Die Geschäftstätigkeit dieser Unternehmen umfasst den Handel mit Produkten und Systemen aus den Bereichen Elektroinstallation, Industrieautomatisierung, Kabel und Leitungen, Werkzeuge, Daten- und Netzwerktechnik, Leuchten und Leuchtmittel, Haushaltsgeräte und Multimedia sowie Elektrohauswärmetechnik und regenerative Energieerzeugung. Die Handelstätigkeit wird ergänzt durch umfassende Beratungs- und Dienstleistungsangebote und richtet sich an professionelle Kundinnen und Kunden aus Handwerk, Industrie und Handel.

  • erneutes Wachstum über der Marktentwicklung: neuer Rekordumsatz im Jahr 2022
  • Investitionen in Millionenhöhe in Lager- und Logistikstrukturen
  • Erweiterung der Vertriebsschwerpunkte um erneuerbare Energien, Elektromobilität und Wärmepumpen
Elektrogroßhandel
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

Elektronik

Die Geschäftseinheit Elektronik produziert und vertreibt elektronische Komponenten wie Leiterplatten, elektronische Bauteile, elektromechanische Elemente und komplette Systembaugruppen aus intelligenten Power- und Steuerungssystemen.

  • Ausbau des Vertriebs von Leiterplatten in Europa durch Gründung einer internationalen Vertriebsgesellschaft: Würth Elektronik CBT International GmbH
  • Würth Elektronik ICS (Intelligente Power- und Steuerungssysteme): Markteinführung einer neuen Produktfamilie zur integrierten Funktionssteuerung und Stromverteilung in mobilen Maschinen und Nutzfahrzeugen
  • Würth Elektronik eiSos (elektronische und elektromechanische Bauelemente): Fertigstellung und Einzug in das Hightech Innovation Center in München-Freiham
Elektronik
Elektronik
Umsatz/Mitarbeiter

Produktion

Das Spektrum in dieser Geschäftseinheit umfasst die Produktion von Kaltformteilen, Umform- und Stanzwerkzeugen, einer Vielzahl von Verbindungselementen und Befestigungssystemen, Möbelbeschlägen, Sortiments- und Lagerkästen aus Kunststoff sowie Betriebs- und Fahrzeugeinrichtungen. Beliefert werden unter anderem Kunden in der Baubranche, der Automobilindustrie, Hersteller von Küchen und Haushaltsgeräten sowie der Großhandel.

  • SWG Schraubenwerk Gaisbach investiert in eine Hochleistungs-Produktionsanlage für geometrisch komplett ausgeformte Schrauben bis 1.000 mm Gesamtlänge und 420 mm Gewindelänge und erweitert Galvanik- und Härteanlagen, um Lieferzeiten zu verkürzen und die Nachhaltigkeit der Prozesse zu verbessern
  • Arnold Umformtechnik liefert alle Teile aus klimaneutraler Produktion
  • Grass Österreich: Investition in den Neubau des Produktionsstandorts Höchst
Produktion
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

RECA Group

Die Unternehmen der RECA Group beliefern die Industrie und im Direktvertrieb Kundinnen und Kunden des Bau-, Holz-, Metall- und Kfz-Handwerks sowie des Bereichs Cargo in 19 europäischen Ländern. Zum Unternehmensportfolio gehören Werkzeuge, Montage- und Befestigungsmaterial, C-Teile sowie Arbeitskleidung, Werbemittel und Fahrzeugausstattung.

  • Fokus auf Dienstleistungen, die Kunden beim Reduzieren der Beschaffungskosten für Kleinteile unterstützen: z. B. Kanban- und RFID-gestützte Lagersysteme, das SECO®-Regalbewirtschaftungssystem, Regal- und Automatenlösungen für direkte Warenentnahme und automatisierte Nachbestellung
  • Investition in Digitalisierung und Ausbau der E-Shops: Kombination aus digitalen Vertriebssystemen und persönlicher Kundenbetreuung durch Außendienst erweisen sich als Wachstumshebel
  • breites Produktsortiment und hohe Lieferfähigkeit bringen den Kunden Versorgungssicherheit und helfen, Beschaffungs- und Prozesskosten zu sparen
RECA Group
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

Chemie

Die Unternehmen der Geschäftseinheit Chemie sind tätig in der Entwicklung und Herstellung sowie im Vertrieb chemischer Produkte für die Bereiche Automotive, Industrie und Kosmetik. Sie vertreiben sowohl ihre eigenen Marken als auch Private-Label-Produkte und sind als Innovationsspezialisten und Know-how-Träger in ihren Nischen anerkannt.

  • Beschaffungsmarkt sorgt 2022 für Herausforderungen durch enorme Lieferengpässe im Bereich Lösemittel sowie Spezialchemie und -benzin
  • Kisling: Zukauf der Copaltec GmbH in Böblingen, ein Spezialist im Bereich Vergussmassen
  • Liqui Moly: zwei neue E-Mobilitätsprodukte, Brennstoffzellenkühlmittel und Getriebeöl Top Tec Gear, setzen neue strategische Maßstäbe
Chemie
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

Handel

Die Unternehmen dieser Geschäftseinheit vertreiben Installations-, Sanitär-, Befestigungs- und Montagematerial, Artikel für den Gartenbereich, Elektro- und Handwerkzeuge. Auch Möbelbeschläge für den Fachmarkt und -handel sowie Produkte für Bau- und Heimwerkermärkte und Discounter zählen zum Sortiment.

  • Fokus auf der Sicherung der Lieferketten, der Warenversorgung und des Rohertrags
  • SWG: Auszeichnung des All-in-One-Solution-Regals „Find it“ mit dem BHB-BranchenAward 2022 vom Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten in der Kategorie „Best of Process“
  • weitere Investitionen in die IT-Infrastruktur und Zukunftstechnologien wie elektronische Regaletiketten
Handel
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

Werkzeuge

Die Werkzeuggesellschaften beliefern Kunden aus der Metall be- und verarbeitenden Industrie, insbesondere aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automobil- und Automobilzuliefererindustrie. Das Sortiment erstreckt sich über die Bereiche Bohren, Fräsen, Drehen, Spannen, Schleifen, Mess- und Prüftechnik, Handwerkzeuge, Betriebseinrichtung, Maschinen und Persönliche Schutzausrüstung.

  • Einsatz von E-Business-Lösungen und Werkzeugausgabesystemen zur Kundenbindung sowie Umsatz- und Produktivitätssteigerung
  • Eigenmarke ATORN®: Fokus auf Ausbau des Eigenmarkenanteils, insbesondere in den Bereichen Zerspanung, Handwerkzeug, Arbeitsschutz und Messmittel
  • Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten wie Rezyklatverpackungen, Photovoltaikanlagen und E-Mobilität
Werkzeuge
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

Schrauben und Normteile

Die Edelstahlgesellschaften sind Produktspezialisten mit Belieferungskonzepten für Industrie und Handel. Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit ist der Handel mit rostfreien Verbindungselementen, insbesondere mit DIN- und Normteilen. Die Hydraulikgesellschaften sind spezialisiert auf den Handel mit hydraulischer Verbindungstechnik und den zugehörigen Service.

  • Edelstahlgesellschaften: Fokus auf Telefonmarketing sowie Akquisition und Reaktivierung von umsatzstarken Kunden
  • WASI investiert in erneuerbare Energien: neue Photovoltaikanlage liefert 70 Prozent der benötigten Energie
  • HSR: Hydraulikgesellschaft baut digitale Dienstleistungen zur Unterstützung der Kunden aus
Schrauben und Normteile
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

Finanzdienstleistungen

Sicherheit ist gerade im Finanzbereich ein wichtiges Schlagwort. Die Würth-Gruppe bietet durch ihre finanzielle Unabhängigkeit genau diese Sicherheit in allen Bereichen der Finanzdienstleitungen: bei Finanzierungen, Leasing, Altersvorsorge, Sach- und Personenversicherungen sowie Vermögensverwaltung.

  • IBB Internationales Bankhaus Bodensee AG: stabiles Ergebnis belastet durch Wertberichtigungen
  • Leasinggesellschaften sichern sich weitere Marktanteile und bieten ihren Kunden zinsattraktive Mittel aus dem Globaldarlehen der KfW
  • Waldenburger Versicherung: Investitionen in Digitalisierung, Vertrieb und Personal stellen Zukunftsfähigkeit sicher
Finanzdienstleistungen
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

  • Betriebsergebnis innerhalb der letzten fünf Jahre verdoppelt
  • Cashflow rückläufig aufgrund weitsichtiger Bestandsbewirtschaftung
  • Würth-Gruppe legt bei Investitionen zu

Die Würth-Gruppe konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr erstmals ein Betriebsergebnis von mehr als 1,5 Milliarden Euro erzielen und mit einem Wert von 1.575 Millionen Euro die Ertragskraft in den letzten fünf Jahren verdoppeln (2017: 780 Millionen Euro). Das entspricht einer Steigerung von 24,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2021: 1.270 Millionen Euro). Obwohl der Umsatzanstieg 2022 mit 16,8 Prozent erneut sehr deutlich war, hat sich die Betriebsergebnisrendite nochmals auf 7,9 Prozent verbessert (2021: 7,4 Prozent). Das Betriebsergebnis errechnen wir als das Ergebnis vor Ertragsteuern, Abschreibungen auf Firmenwerte, Marken und Finanzanlagen, ergebniswirksamer Vereinnahmung negativer Unterschiedsbeträge, ergebniswirksamer Anpassung von Kaufpreisverbindlichkeiten aus Akquisitionen sowie ergebniswirksamen Veränderungen der als Fremdkapital ausgewiesenen Minderheitsanteile.

Ein wesentlicher Grund für dieses sehr erfreuliche Betriebsergebnis ist neben dem starken Umsatzanstieg eine seit Jahren konstant positive Produktivitätsentwicklung. Die zunehmende Digitalisierung der Prozesse, die damit einhergehende Verschlankung sowie stetige Verbesserungen auch in kleinen Dingen waren hierfür die wesentlichen Treiber. Daneben sind auch 2022 coronabedingt Kosten für Reisen, Messen und Konferenzen noch nicht wieder in dem Umfang angefallen wie vor der Pandemie. Wenngleich sich die Materialknappheit in der Industrie im Verlauf des Jahres leicht entspannt hat, so sind davon nach wie vor verschiedene Branchen wie der Maschinenbau und die Automobilindustrie betroffen. Die konzerneigenen Produktionsbetriebe in Deutschland und Europa gewährleisten zwar eine gewisse Unabhängigkeit von globalen Lieferketten, allerdings verhinderten Lieferengpässe eine noch positivere Ergebnisentwicklung bei Gesellschaften des Werkzeughandels und der Würth Elektronik Gruppe.

Die deutschen Gesellschaften erzielten ein Betriebsergebnis in Höhe von 721 Millionen Euro (2021: 639 Millionen Euro). Der Zuwachs von 82 Millionen Euro entspricht einem Plus von 12,8 Prozent. Der Anteil der deutschen Gesellschaften am Gesamtergebnis liegt damit bei 45,8 Prozent, die Umsatzrendite blieb stabil bei 9,2 Prozent. Mit einem Rekordbetriebsergebnis von erstmals über 300 Millionen Euro erzielte die Adolf Würth GmbH & Co. KG den größten Ergebnisbeitrag, gefolgt von der Würth Elektronik eiSos. Weitere Leistungsträger sind Würth Industrie Service, Fega & Schmitt Elektrogroßhandel, Liqui Moly und Uni Elektro Fachgroßhandel.

Einen noch deutlicheren Ergebniszuwachs erzielten die ausländischen Gesellschaften, deren Ergebnis um 35,3 Prozent auf 854 Millionen Euro stieg (2021: 631 Millionen Euro). Diese sehr positive Entwicklung zeigt sich auf breiter Linie. Etablierte Gesellschaften der Würth-Linie, des Elektrogroßhandels, der Elektronik Gruppe sowie die Edelstahlhändler haben die wirtschaftlichen Herausforderungen sehr gut gemeistert und das Jahr 2022 erfolgreich abgeschlossen. Positiv wirkten sich auch deutliche Ergebnisverbesserungen bei den US-amerikanischen Gesellschaften aus, vor allem im Industriebereich. Die eingeleiteten Maßnahmen, wie die Zusammenlegung von Lagerstandorten, zeigten im Geschäftsjahr 2022 erste positive Effekte, die Strategieanpassung greift.

Die Materialaufwandsquote liegt mit 52,9 Prozent über dem Vorjahresniveau (2021: 51,4 Prozent). Materialknappheit und gestiegene Energiekosten bei den Lieferanten und damit verbundene Einkaufspreissteigerungen, die nicht vollumfänglich an Kunden weitergegeben werden konnten, waren die wesentlichen Ursachen für diese Erhöhung. Die sonstigen betrieblichen Erträge liegen mit 109 Millionen Euro nur leicht über dem Vorjahresniveau (2021: 96 Millionen Euro).

Ende Dezember 2022 beschäftigte die Würth-Gruppe 85.637 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das entspricht einem Zuwachs von 2.454 Beschäftigten. Um die Multi-Kanal-Strategie noch besser in der Mitarbeiterklassifizierung abzubilden, wurde im vergangenen Geschäftsjahr eine neue Systematik eingeführt. Ein zentrales Ziel der neuen Einteilung ist die korrektere Betrachtung der Produktivität. Wesentliche Neuerung ist, dass im Bereich Vertrieb der Außendienst mit den Mitarbeitenden in den Niederlassungen sowie den E-Business Spezialisten zusammengefasst wurde. Schwerpunkt des Anstiegs bei den Mitarbeitenden war dann auch der Bereich Vertrieb mit 1.643 neuen Kolleginnen und Kollegen. Insgesamt lag die Personalaufwandsquote mit 23,9 Prozent deutlich unter dem Vorjahr (2021: 25,6 Prozent). Ein Grund dafür ist die verbesserte Umsatzproduktivität aller Mitarbeitenden mit einem Plus von 12,3 Prozent.

Die Abschreibungen liegen mit 804 Millionen Euro leicht über dem Vorjahresniveau (2021: 776 Millionen Euro). In den Abschreibungen enthalten sind Wertminderungsaufwendungen für immaterielle Vermögenswerte einschließlich Geschäfts- oder Firmenwerte, Sachanlagen und Nutzungsrechte an Vermögenswerten in Höhe von 44,4 Millionen Euro (2021: 68,8 Millionen Euro). Diese fallen im Wesentlichen im Bereich der russischen Gesellschaften an. Aufgrund des Kriegs in der Ukraine und den damit zusammenhängenden Sanktionen gegen Russland beabsichtigt die Würth-Gruppe den Verkauf der zahlungsmittelgenerierenden Einheiten in Russland. Für weitere Angaben verweisen wir auf die Ausführungen im Konzern-Anhang [24] „Als zur Veräußerung gehalten klassifizierte Vermögenswerte und Schulden einer Vermögensgruppe, die als zur Veräußerung gehalten klassifiziert wird“ im Abschnitt H. Erläuterungen zur Konzern-Bilanz. Die planmäßigen Abschreibungen haben sich um 7,4 Prozent auf 759,3 Millionen Euro erhöht (2021: 706,8 Millionen Euro).

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen stiegen im Vergleich zum Vorjahr leicht überproportional um 18,1 Prozent. Die Quote liegt mit 11,9 Prozent geringfügig über dem Vorjahr (2021: 11,8 Prozent). Einen deutlichen Anstieg gab es bei den Verpackungskosten sowie den Kosten für Energie inklusive Kraftstoff. Aufgrund der Zunahme der weltweiten Mobilität sind auch die Reisekosten wieder höher, sie liegen jedoch noch nicht wieder auf dem Vor-Corona-Niveau.

Die Steuerquote erhöhte sich im Geschäftsjahr 2022 leicht auf 22,8 Prozent (2021: 22,4 Prozent). Ein wesentlicher Grund für diesen geringfügigen Anstieg ist ein Effekt aus einer Anpassung steuerlich abzugsfähiger Abschreibungen kommender Geschäftsjahre. Zur detaillierten Analyse verweisen wir auf [10] „Ertragsteuern“ im Abschnitt G. Erläuterungen zur Konzern-Gewinn-und-Verlust-Rechnung im Konzern-Anhang.

Insgesamt verlief das Geschäftsjahr 2022 mit einem Umsatz von 19,9 Milliarden Euro und einem Betriebsergebnis von 1,6 Milliarden Euro besser als erwartet. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen mit dem Krieg in der Ukraine, den Material- und Lieferengpässen sowie den Preissteigerungen konnten erneute Rekorde erzielt werden. Die Würth-Gruppe hat mit der Risikostreuung durch die internationale Aufstellung, der Diversifikation über verschiedene Geschäftsfelder sowie der Multi-Kanal-Strategie einmal mehr ihre Leistungsfähigkeit deutlich unter Beweis gestellt. Durch ihre breite Aufstellung, die sich auch 2022 als verhältnismäßig krisenresistent erwiesen hat, können wirtschaftliche Schwankungen in einzelnen Teilmärkten ausgeglichen werden.

Der Jahresüberschuss erhöhte sich auf 1.194 Millionen Euro. Die Kennzahl Rohertrag, die wir aus Umsatz minus Wareneinsatz errechnen, stand aufgrund der Entwicklung auf den weltweiten Beschaffungsmärkten deutlich unter Druck. Die Kennzahl Fluktuation verschlechterte sich im Vergleich zum Vorjahr geringfügig, was auch den besseren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in unseren wesentlichen Kernmärkten geschuldet ist. Im langfristigen Vergleich über die letzten 20 Jahre befindet sich die Fluktuation auf einem akzeptablen Niveau. Bereits das zweite Jahr in Folge stieg die Produktivität im zweistelligen Bereich. Insgesamt ist die Konzernführung zufrieden mit der Entwicklung im Geschäftsjahr 2022. Die gesetzten Ziele für Umsatz und Betriebsergebnis wurden mehr als erfüllt.

Investitionen/Cashflow aus operativer Tätigkeit

Investitionen und Cashflow

Energiekrise, Inflationsentwicklung, Krieg in der Ukraine, eine beginnende Rezession, Schwierigkeiten in der Lieferkette, Corona-Pandemie – das Jahr 2022 war durch viele Herausforderungen gekennzeichnet. Die Würth-Gruppe hat trotzdem viele Bestmarken erzielt. Damit dieser positive Trend auch in Zukunft anhält, wurde verstärkt investiert. Die um 48,5 Prozent gestiegenen Investitionen (ohne Nutzungsrechte nach IFRS 16) lagen mit 821 Millionen Euro deutlich über dem Vorjahresniveau (2021: 553 Millionen Euro). Beobachten ließ sich ein gewisser Nachholbedarf aus den Vorjahren, in denen die Würth-Gruppe aufgrund kaufmännischer Vorsicht zurückhaltender bei den Investitionen war. Grundsätzlich gilt, dass Wachstum untrennbar zum Selbstverständnis der Würth-Gruppe gehört. Wachstum durch das Erschließen neuer Märkte und Wachstum in bestehenden Märkten setzen optimale Rahmenbedingungen voraus. Die Würth-Gruppe schafft diese unter anderem durch nachhaltige Investitionen. In den vergangenen zehn Jahren hat der Konzern über 5,4 Milliarden Euro in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen investiert. 2022 lag der Schwerpunkt auf dem Ausbau von IT-Infrastruktur und Lagerkapazitäten für unsere Vertriebsgesellschaften sowie auf den Bereichen Produktionsgebäude, technische Anlagen und Maschinen für unsere Produktionsgesellschaften.

So wurde im April 2022 der Grundstein für einen weiteren Produktionsstandort von Arnold Umformtechnik in Hohenlohe gelegt. Für den ersten Bauabschnitt investiert die Gesellschaft rund 20 Millionen Euro in den neuen Standort Forchtenberg/Rauhbusch, an dem Arnold Umformtechnik als Hersteller von hochwertigen Befestigungs- und Verbindungselementen künftig die Produktreihe „Conform Next“ vorantreiben möchte, die speziell von der Mobilitätsbranche stark nachgefragt wird. Im zweiten Bauabschnitt wird ab 2024 ein weiteres Produktionsgebäude entstehen. Mittelfristig sollen am neuen Standort mehrere Hundert Personen beschäftigt sein. Insgesamt werden bis dahin 100 Millionen Euro investiert. Neben der Herstellung innovativer Produkte stehen dort auch die Themen Klimaschutz und Energieeinsparung im Mittelpunkt. Die geplante Holz-Beton-Bauweise ist nur ein Beispiel von vielen für die Ambitionen, die Arnold Umformtechnik in diesem Rahmen verfolgt, um an einem nachhaltigen Standort nachhaltige Produkte zu produzieren.

Neben den Allied Companies investierten auch die Gesellschaften der Würth-Linie kräftig in den Ausbau ihrer Logistikkapazitäten für zukünftiges Wachstum. Sowohl bei Würth Frankreich als auch bei Würth Italien fiel im Jahr 2022 der Startschuss zur jeweils größten Investition ihrer Unternehmensgeschichte. Bei Würth Italien wurde mit einer Investitionssumme von 60 Millionen Euro der Umbau des Logistikzentrums in Neumarkt begonnen, der Mitte 2025 abgeschlossen sein soll. Der Umbau sieht ein Shuttle-Lager mit einem dreigeschossigen Funktionsbau für alle Warenausgangsfunktionen vor. Zudem wird das Shuttle sauerstoffreduziert geplant, um dort auch Gefahrgutartikel lagern zu können. Diese Investition in die Logistik ermöglicht Würth Italien weiteres Umsatzwachstum, die Etablierung zusätzlicher Kundenservices und geringere In- und Outboundkosten.

In die Modernisierung und Erweiterung des Logistikzentrums von Würth Frankreich in Erstein, das ebenfalls bis 2025 fertiggestellt sein soll, wird eine Summe von über 60 Millionen Euro investiert. Geplant ist unter anderem ein vollautomatisiertes Hochregal- und Shuttle-Lager. Dank eines Paket-Pufferlagers fasst es die Aufträge der Kunden zusammen. Besteht ein Auftrag aus mehreren Paketen, warten die bereits vorbereiteten Pakete im Shuttle auf die anderen. So erhalten Kunden weniger Einzellieferungen und gleichzeitig mit dem Transportaufkommen reduziert sich auch die Umweltbelastung. Zudem wird die Logistikerweiterung, wie bei Würth Italien in Neumarkt, auch in Erstein sauerstoffreduziert geplant und wir modernisieren einen großen Teil des derzeitigen Logistikzentrums. Neben einem neuen Fördersystem werden die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden ergonomischer gestaltet.

Zusätzlich zu den Investitionen in Produktions- und Lagerflächen haben wir, wie bereits in den vergangenen Jahren, in unser Lagermanagementsystem ORSY® investiert, das unseren Kundinnen und Kunden eine bedarfsgerechte Lagerung und Bereitstellung verschiedener Ge- und Verbrauchsartikel bietet. Von den Gesamtinvestitionen entfielen 48,8 Prozent auf Deutschland (401 Millionen Euro). Das zeugt von der nach wie vor sehr großen Bedeutung, die der Heimatmarkt für die Würth-Gruppe hat.

Das in den vergangenen Jahren weiter verfeinerte Investitionscontrolling mit ausgefeilten Erfassungs- und detaillierten Auswertungsmöglichkeiten versetzt die Konzernführung zu jeder Zeit des Jahres in die Lage, sehr kurzfristig auf sich abzeichnende Veränderungen zu reagieren und sich an neue Rahmenbedingungen anzupassen. Auch 2022 ist die Würth-Gruppe ihrem Ansatz treu geblieben, Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen (ohne Nutzungsrechte nach IFRS 16) vollständig aus dem operativen Cashflow zu finanzieren. Dieser lag bei 867 Millionen Euro (2021: 1.034 Millionen Euro). Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 16,2 Prozent, der trotz des gestiegenen Ergebnisses im Wesentlichen auf die krisen- und inflationsbedingt höhere Mittelbindung im Bereich der Vorräte zurückzuführen ist. Dies wiederum ist Ausdruck einer weitsichtigen Bestandsbewirtschaftung: Die angespannte Situation auf den Beschaffungsmärkten führte zu erhöhten Sicherheitsbeständen, um lieferfähig zu bleiben. Auch die Erhöhung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen trug zum Rückgang des operativen Cashflows bei.

Eigenkapital

Einkauf

Die weltpolitisch angespannte Situation wirkt sich nach wie vor negativ auf die globale Wirtschaft aus. Dies zeigten auch die Einkaufsmanager-Indizes für Europa und Deutschland. Per Ende Dezember 2022 wiesen die Indizes 47,8 Punkte für die Eurozone sowie 47,1 Punkte für Deutschland auf. Der Einkaufsmanager-Index Deutschland und Europa rutschte im Oktober mit 45,1 und 46,4 Punkten auf den niedrigsten Wert im Jahr 2022 ab. Seit Juli befinden sich die Werte der beiden Märkte unter der 50-Punkte-Marke. Daher gehen führende Einkäuferinnen und Einkäufer von einer negativen Marktentwicklung aus.

In China stieg der Einkaufsmanager-Index im Dezember 2022 zwar auf 49,0 Punkte an, liegt damit aber weiterhin unter der 50-Punkte-Marke. Für den Einkauf der Würth-Gruppe war das gesamte Jahr 2022 sehr herausfordernd. Die Weltwirtschaft steht weiterhin massiv unter Druck. Weltpolitische Konflikte, Preissteigerungen und Lieferengpässe sind nur einige wenige Schlagworte, die die Situation auf dem Beschaffungsmarkt prägten. Produktionsengpässe und Staus in der Containerschifffahrt waren 2022 an der Tagesordnung und belasteten den weltweiten Warenaustausch. Auch die Schiffstaus in europäischen Häfen, wie z. B. an der Nordsee, nahmen im Laufe des Jahres wieder zu. Infolgedessen waren die Lieferketten Ende 2022 nach wie vor instabil und die Lieferperformance stand kontinuierlich unter Druck. Die Rohstoffsituation entwickelte sich je nach Produktbereich sehr unterschiedlich. So verbesserte sich beispielsweise die Verfügbarkeit von Stahl, Aluminium und Kunststoffen vor allem im asiatischen Raum deutlich, während es im chemisch-technischen Bereich weiterhin zu Verwerfungen kam.

Infolge der stark weltpolitisch bestimmten Beschaffungsmärkte und durch den Russland-Ukraine-Konflikt ergaben sich weitere Herausforderungen wie die Energiekrise in Europa. Viele Lieferanten konfrontierten die Gesellschaften der Würth-Gruppe mit erneuten Preisforderungen, die sie mit stark steigenden Energie- und Gaspreisen begründeten. Zusätzlich belasten die ausgehandelten hohen Tarifabschlüsse die Lieferanten und Hersteller von Würth.

Die Währungspolitik und der damit verbundene schwache Euro wirkten sich im vergangenen Geschäftsjahr zunehmend auf die Einkaufspreise und das Kaufverhalten der Würth Kunden aus. Die Erhöhungen des Leitzinses der Federal Reserve Bank und der Europäischen Zentralbank sollten die Inflation bremsen. Dies hatte jedoch zur Folge, dass der US-Dollar durch die deutlich stärkere Zinserhöhung der Federal Reserve Bank stark profitierte und der Euro hingegen die geringste Kaufkraft seit 20 Jahren aufwies. In der Folge belastete dies natürlich sämtliche Einkäufe aus dem Dollarraum.

Vorräte und Forderungen

Geschäftsmodellbedingt sind die Vorräte und Forderungen wesentliche Bilanzpositionen für die Würth-Gruppe. Ihr Management und ihre Optimierung stehen permanent im Fokus der Unternehmensleitung. Die anhaltenden Schwierigkeiten in der Warenbeschaffung spielten im Jahr 2022 erneut eine große Rolle beim Vorratsmanagement. So hatten wir in verschiedenen Bereichen, wie z. B. bei Verbindungselementen und Handwerkzeugen, mit Lieferengpässen in der Warenversorgung zu kämpfen. Wie 2021 war auch 2022 ein entscheidender Vorteil für die erfolgreiche Umsatzentwicklung der Würth-Gruppe, dass die Gesellschaften lieferfähig waren. Sicherheitskäufe, um die Lagerbestände zu erhöhen bzw. auf einem hohen Level zu halten, wurden bewusst in Kauf genommen. Dies führte auch dazu, dass sich der Servicegrad im Jahresverlauf leicht auf 94,9 Prozent erhöhte. Das heißt, von 100 bestellten Positionen wurden 95 am nächsten Tag beim Kunden angeliefert. Im Nachhinein zeigte sich, dass die Erhöhung der Vorräte genau die richtige Maßnahme war, denn neben dem Vertrieb ist die Logistik das Herzstück der Würth-Gruppe. Das starke Umsatzwachstum von 16,8 Prozent konnte nur mit einem gezielten Aufbau der Lagerbestände realisiert werden. Insgesamt stiegen die Vorratswerte der Würth-Gruppe auf 3.828 Millionen Euro (2021: 3.064 Millionen Euro) und liegen damit um 25,0 Prozent über dem Vorjahr. Seinen Höhepunkt erreichte der Lageraufbau im September 2022. Zu diesem Zeitpunkt war absehbar, dass sich die Lage auf den Beschaffungsmärkten etwas entspannt. Der auf Basis von 12 Monaten berechnete Lagerumschlag sank dennoch von 4,9-mal Ende 2021 auf 4,2-mal Ende 2022.

Seit Beginn der Corona-Pandemie steht die Sicherung der Liquidität der Würth-Gruppe noch mehr im Fokus als in den Jahren zuvor. Vor allem die Befürchtung zunehmender Unternehmensinsolvenzen bzw. zumindest verspäteter Zahlungseingänge führte zu dieser Vorgehensweise. Aus diesem Grund wurde die Entwicklung der Forderungen genau beobachtet. Die seit Langem bestehenden Controllingsysteme, die eine schnelle Reaktion auf sich andeutende Fehlentwicklungen sicherstellen, halfen der Würth-Gruppe, zu jeder Zeit den Überblick zu behalten. Durch ein äußerst effizientes Zusammenspiel von Vertrieb und Forderungsmanagement gelang es dem Konzern, den Anstieg der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen um 18,7 Prozent auf 2.819 Millionen Euro (2021: 2.376 Millionen Euro) nur leicht über dem Umsatzwachstum von 16,8 Prozent zu halten. Die Kennzahl Debitorentage (auf Basis einer 12-Monats-Berechnung) lag mit 54,0 Tagen damit jedoch über dem Vorjahreswert (2021: 52,5 Tage). Der Anstieg der Kennzahl fiel im vergangenen Jahr in Deutschland mit 41,2 Tagen gegenüber 40,2 Tagen im Jahr 2021 etwas moderater aus als außerhalb Deutschlands mit 62,3 Tagen gegenüber 60,9 Tagen Ende 2021. Wir werden auch weiterhin durch eine leistungsstarke Zusammenarbeit zwischen Vertrieb und Debitorenmanagement und mittels verfeinerter Analysen an der Optimierung der Forderungsbestände arbeiten. Kritisch sehen wir das Zahlungsverhalten in Südeuropa, China und im Mittleren Osten, das sich wachstumshemmend auswirkt.

Der Prozentsatz der Forderungsausfälle und der Aufwendungen aus der Zuführung zu Wertberichtigungen bezogen auf die Umsatzerlöse blieb konstant bei 0,4 Prozent (2021: 0,4 Prozent).

Finanzierung

Das Eigenkapital der Würth-Gruppe hat sich im vergangenen Jahr auf 7.913 Millionen Euro erhöht (2021: 6.824 Millionen Euro). Das entspricht einem Zuwachs von 16,0 Prozent. Die Eigenkapitalquote stieg mit diesem Plus von 1.089 Millionen Euro auf 46,0 Prozent (2021: 45,2 Prozent) und liegt auf einem für ein Handelsunternehmen sehr guten Niveau. Die hohe Eigenmittel-Finanzierung stellt die weitgehende Unabhängigkeit von externen Kapitalgebern sicher, was gerade in Krisenzeiten unverzichtbar ist. Darüber hinaus ist die gute Eigenkapitalausstattung seit Jahren Basis einer konstant hohen finanziellen Stabilität sowie der soliden Finanzierung der Unternehmensgruppe und stärkt das Vertrauen der Kunden und Lieferanten in den Konzern. Die Würth-Gruppe als Familienkonzern reinvestiert seit Jahrzehnten Gewinne weitgehend in das Unternehmen.

Die mit dem gestiegenen Geschäftsvolumen einhergehende Erhöhung der Vorräte und Forderungen sowie die investitionsbedingte Zunahme der Sachanlagen führte zu einem Anstieg der Bilanzsumme um 2.074 Millionen Euro auf 17.188 Millionen Euro (2021: 15.114 Millionen Euro).

Die Refinanzierung im Bankgeschäft erfolgte vorwiegend über Kundengelder und Kapitalsammelstellen sowie ergänzend über die Europäische Zentralbank, im Bereich Leasing hauptsächlich durch das eigens dafür aufgelegte ABCP-Programm („Asset Backed Commercial Paper“-Programm), ein KfW-Globaldarlehensprogramm sowie durch Forfaitierungen und interne Mittel.

Seit über 25 Jahren unterzieht sich die Würth-Gruppe einem jährlichen Ratingprozess. Standard & Poor’s als führende Rating-Agentur bestätigte im Juni 2022 erneut das Rating der Würth-Gruppe mit A /outlook stable. Die Bewertung spiegelt das Vertrauen in die künftige erfolgreiche Entwicklung des Geschäftsverlaufs und der Finanzkennzahlen wider. Die Perspektiven der Würth-Gruppe werden positiv eingeschätzt. Das seit Jahren gute Rating ist nicht nur Ausdruck einer positiven Bonitätseinstufung, sondern auch Zeichen einer kontinuierlichen und erfolgreichen Entwicklung der Unternehmensgruppe und der Stabilität unseres Geschäftsmodells.

Die Investitionen und der Aufbau der Vorräte und Forderungen im Berichtsjahr erhöhte die Nettoverschuldung der Würth-Gruppe auf 987 Millionen Euro nach 567 Millionen Euro im Jahr 2021. Zur Finanzierung verfügte die Würth-Gruppe am Ende des Geschäftsjahrs 2022 über vier am Kapitalmarkt emittierte Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 1.850 Millionen Euro zuzüglich 300 Millionen Schweizer Franken (2021: 1.750 Millionen Euro). Die im Mai 2022 fällige 1-%-Anleihe wurde am 21. Februar 2022 vorzeitig aus eigenen Mitteln zurückbezahlt. Im Rahmen des „Euro Medium Term Note“-Programms hat die Würth-Gruppe am 25. Mai 2022 über ihre Finanzgesellschaft Würth Finance International B.V. erfolgreich eine Anleihe über 600 Millionen Euro am Markt platziert. Die Anleihe mit einer Laufzeit von 8,25 Jahren bis zum 23. August 2030 verfügt über einen Zinskupon von 2,125 Prozent p. a. und ist durch eine unbedingte, unwiderrufliche Garantie der Adolf Würth GmbH & Co. KG besichert. Darüber hinaus hat die Würth-Gruppe im Oktober 2022 erstmals seit 13 Jahren wieder eine Anleihe über 300 Millionen Schweizer Franken am Schweizer Kapitalmarkt platziert. Die Anleihe mit einer Laufzeit von vier Jahren verfügt über einen Zinskupon von 2,1 Prozent und ist ebenfalls durch eine unbedingte, unwiderrufliche Garantie der Adolf Würth GmbH & Co. KG besichert. In den Jahren 2025 und 2027 werden weitere Anleihen in Höhe von 500 bzw. 750 Millionen Euro fällig. Die Fälligkeiten sind demzufolge gut verteilt. Für weitere Angaben verweisen wir auf die Ausführungen im Konzern-Anhang [27] „Finanzschulden“ im Abschnitt H. Erläuterungen zur Konzern-Bilanz.

Die Würth-Gruppe verfügt über ausreichende Liquiditätsreserven. Zum 31. Dezember 2022 beliefen sich die liquiden Mittel auf 1.215 Millionen Euro (2021: 1.217 Millionen Euro). Zusätzlich besteht eine ungenutzte, von einem Bankenkonsortium bis September 2027 fest zugesagte Kreditlinie in Höhe von 500 Millionen Euro. Die finanzielle Ausstattung und die damit verbundene Handlungsfähigkeit der Würth-Gruppe bleiben somit uneingeschränkt hoch.


Seit mehr als 30 Jahren investiert Würth in den Bereich Forschung und Entwicklung mit dem Ziel, seine Kompetenz als führender Hersteller und Händler von Befestigungstechnik für die professionelle Anwendung weiter auszubauen. Rund 50 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet die Würth-Gruppe schon heute mit Produkten, die im Konzern produziert werden oder in die eigenes Entwicklungs-Know-how eingeflossen ist.

Zentraler Bestandteil der Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist, einzelne Produkte, Services und Anwendungsschritte zu effizienten Arbeitsprozessen zu verknüpfen – und damit den Kunden die Arbeit zu erleichtern sowie ihren künftigen Anforderungen gerecht zu werden. Der Fokus liegt auf den Kompetenzfeldern von Würth: Verbindungstechnik, Schrauben, Dübel, Chemie, Maschinen und Systeme.

Künftig erfahren Produkt- und Serviceneuheiten eine neue Dynamik. Am 28. September 2022 wurde das Reinhold Würth Innovationszentrum Curio® am Hauptsitz in Künzelsau-Gaisbach eingeweiht. Auf 15.500 Quadratmetern entstanden moderne Klimakammern, Werkstätten und eines der weltweit leistungsfähigsten Befestigungstechnik-Testzentren ebenso Prüffelder für PowerTools und IoT.

Rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Produktmanagement, Qualitätssicherung und F&E der Adolf Würth GmbH & Co. KG sowie aus den Produktionsgesellschaften des Konzerns treffen über Hochschulkooperationen auf externe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Dank der Kooperationen mit dem Karlsruher Institut für Technologie KIT sowie der Universität Stuttgart und der Reinhold-Würth-Hochschule Heilbronn am Campus Künzelsau entsteht ein Cluster aus Spezialwissen und Anwendungsexpertise. Dadurch können Lösungen aus der Hochschulforschung schneller in die industrielle Praxis umgesetzt werden.

Aktive Patente Würth-Gruppe

Innovationen nehmen konzernweit einen hohen Stellenwert ein. Derzeit besitzt die Würth-Linie über 1.000 aktive Patente und zwei aktive Gebrauchsmuster. Die Allied Companies haben zusammen über 1.300 aktive Patente. Die Unternehmensgruppe besitzt über 1.300 eingetragene Designs sowie über 8.100 aktive Marken. Nachfolgend drei zukunftsweisende Produkte, die exemplarisch für die Vielzahl an Innovationen der Würth-Gruppe stehen:

 

Würth-Linie: Adolf Würth GmbH & Co. KG

Universeller Allzweckdübel SHARK® TWIST erleichtert Arbeit im Handwerk

Den größten Teil des Dübel-Sortiments entwickelt und produziert die Würth-Gruppe im eigenen Haus. Mit dem Wissen zahlreicher Fachleute, modernster Technik an den Produktionsstandorten in der Schweiz und Deutschland sowie langjähriger Erfahrung entstehen hochwertige Befestigungslösungen.

Mit dem SHARK® TWIST ist es Würth gelungen, die gegenwärtige Technologie von Allzweckdübeln weiterzuentwickeln. Der neue Kunststoffdübel zeichnet sich durch erhöhte Anwenderfreundlichkeit und eine verbesserte Grundfunktion aus.

Der SHARK® TWIST besteht aus zwei Komponenten, die eine Flexibilität zwischen Dübelhülse und Dübelrippen gewähren. Dadurch ist eine mehrfache Verknotung in Hohlräumen möglich, die dank einer großen Auflagefläche der Spreizarme sehr tragfähig ist. Aufgrund der Bauweise des SHARK® TWIST aus dehnbarem sowie robustem Material hält der Dübel in nahezu jedem gängigen Baustoff.

Der Allzweckdübel ist mit verschiedenen Schraubenarten und -durchmessern kombinierbar. Er besitzt einen integrierten Überdrehschutz und ist einfach in der Handhabung: Ein Fingerdruck genügt, um den SHARK® TWIST einzusetzen. Ziel ist, die Dübelmontage für den Kunden zeitsparender zu gestalten.

 

Allied Companies: WOW! Würth Online World GmbH und Arnold Umformtechnik GmbH & Co. KG

Mobilität hat viele Facetten. Die folgenden Gesellschaften der Würth-Gruppe zeigen beispielhaft, wie der Konzern Mobilität neu denkt und gleichzeitig mitgestaltet.

Diagnosesoftware LOOQIT® vereinfacht Zugang zu verschlüsselten Fahrzeugen

Die WOW! Würth Online World hat in engem Austausch mit Fahrzeugherstellern das Security Gateway Portal (SGP) entwickelt. Mit einer einmaligen Authentifizierung können Kunden über die Diagnosesoftware LOOQIT® auf das SGP zugreifen, was das Arbeiten an verschlüsselten Fahrzeugen erleichtert.

Hintergrund dieser neuen Lösung ist die zunehmende Digitalisierung in der Automobilindustrie. Fahrzeuge werden immer vernetzter und sind dadurch anfälliger für Hackerangriffe. Aus Sicherheitsgründen haben Fahrzeughersteller deshalb sogenannte Security Gateways integriert, um Daten und Steuergeräte zu verschlüsseln. Der Fahrzeugzugriff über Mehrmarkendiagnose-Geräte und über On-Board-Diagnose ist für Werkstätten teilweise beschränkt. Das SGP schafft Abhilfe, indem es einen einfachen Fahrzeugzugriff gewährt.

Die WOW! Diagnosedatenbank und ihre Funktionen werden fortlaufend um neue Entwicklungen erweitert, um den Anforderungen neuer Fahrzeuge und den daraus entstehenden Aufgaben und Services in der Werkstatt gerecht zu werden.

Conform® Next-Kaltumformteil nachhaltig entwickelt und hergestellt

Nachhaltigkeit spielt bei Arnold Umformtechnik eine große Rolle. Darum hat der Verbindungselemente-Hersteller die Initiative ACO2-Save ins Leben gerufen. Das Ziel ist, Kunden aktiv bei der Reduktion von Treibhausgasen zu unterstützen. Das Unternehmen setzt nicht nur auf eine klimafreundlichere Produktherstellung, sondern auch auf einen nachhaltigeren Entwicklungsprozess.

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, um CO2 einzusparen. Eine davon ist die Nutzung innovativer Verbindungs- und Kaltumformtechniken, zum Beispiel bei Bauteilen für die Automobilindustrie.

Arnold Umformtechnik hat ein Aluminium-Drehteil für ein Kundenbauteil überarbeitet – sowohl kostentechnisch als auch hinsichtlich seiner CO2-Emission. Entstanden ist das Conform® Next-Umformteil, das viele Vorteile mit sich bringt. Der geringere Materialeinsatz bei Kaltumformverfahren spart Kosten und Rohstoffe, da sich das Einsatzgewicht des Umform-Rohlings und der Ausschuss verringern. Im Vergleich zur herkömmlichen spanabhebenden Herstellung lassen sich mit der neuen Technologie die CO2-Emissionen um 45 Prozent reduzieren.


Die Würth-Gruppe ist als weltweit agierendes Unternehmen ständig Risiken ausgesetzt, realisiert allerdings auch konsequent sich ergebende Chancen. Chancen und Risiken können sowohl durch eigenes Handeln oder Unterlassen als auch durch externe Faktoren ausgelöst werden. Die Risiko- und Chancenpolitik der Würth-Gruppe orientiert sich am Erreichen der mittelfristigen finanziellen Ziele und an der nachhaltigen und langfristigen Sicherung des Konzernwachstums. Um dies sicherzustellen, verfügt die Würth-Gruppe über ein System, das unternehmerische Chancen und Risiken identifiziert, einheitlich erfasst und bewertet, gegeneinander abwägt und kommuniziert. Die systematische und regelmäßige Auseinandersetzung mit Chancen und Risiken ist untrennbar mit unserem unternehmerischen Handeln verbunden.

Funktionsweise des Risikomanagementsystems

Die Würth-Gruppe verfügt über ein dreistufiges Risikomanagementsystem (RMS): das zyklische Überwachungssystem der Internen Revision, das Konzerncontrolling sowie das Frühwarnsystem. Die Gesamtverantwortung für den unternehmensweiten Risikomanagementprozess liegt bei der Konzernführung. Sie definiert die risikopolitischen Grundsätze und die Risikostrategie der Würth-Gruppe. Die Verantwortung für die Umsetzung eines funktionsfähigen und effizienten RMS in den Konzerngesellschaften liegt bei den jeweiligen Geschäftsleitungen. Diese werden hierbei durch den Risikomanager unterstützt, der direkt an die Konzernführung berichtet und den Risikomanagementprozess auf Konzernebene koordiniert. Der Risikomanager steht in ständigem Kontakt mit dem Risikocontroller des Beirats, der direkt der Vorsitzenden des Beirats unterstellt ist.

Funktionsweise des rechnungslegungsbasierten internen Kontrollsystems

Ziel des rechnungslegungsbasierten internen Kontrollsystems ist die Sicherstellung der vollständigen Erfassung und die korrekte Würdigung aller Geschäftsvorfälle im Hinblick auf die Rechnungslegungsvorschriften.

Ein wesentliches Element des internen Kontroll- und Risikomanagementsystems der Würth-Gruppe ist das Würth Informationssystem. Mithilfe dieses Reportings werden – aufbauend auf einer einheitlichen monatlichen Meldung – alle zur Steuerung der Würth-Gruppe notwendigen Kennzahlen zeitnah dargestellt und stehen der Konzernführung und der Geschäftsbereichsleitung für weitere Analysen zur Verfügung.

Risikoentwicklung Würth-Gruppe 01.01.2021 – 31.12.2021

Systemgestützte Kontrollmechanismen wie Validierungs- und Cross-Checks optimieren die Qualität der Informationen als Entscheidungsgrundlage. Die einheitliche Erfassung der Jahresabschlüsse aller Konzernunternehmen dient, vernetzt mit dem Monatsreporting, nicht nur der Effizienz, sondern vermeidet Übertragungsfehler, sichert die einheitliche Informationsbereitstellung und umfasst eine Vielzahl von Plausibilitätsprüfungen, ohne deren Bestehen die Informationen nicht weitergeleitet werden können. Das vereinheitlichte externe und interne Reporting trägt ferner dazu bei, dass Rechnungslegungsänderungen konzernweit einheitlich umgesetzt werden. Änderungen an den erfassten Daten werden durch Prüfziffernverfahren dokumentiert und durch die entsprechende Ausgestaltung von IT-Zugriffsrechten autorisiert. Zur Konsolidierung wird Standardsoftware verwendet. Änderungen an den Systemeinstellungen werden zentral protokolliert. Die Monats- und Jahresabschlüsse der Konzerngesellschaften unterliegen ebenso wie der Konzernabschluss regelmäßigen automatisierten Prüfmechanismen. Darüber hinaus beinhalten die Würth PAP-Regeln (Policy and Procedure Manual) interne Arbeitsanweisungen. Interne Publikationen und Schulungen vermitteln unter anderem detaillierte Vorschriften zur Rechnungslegung, deren Einhaltung die Interne Revision regelmäßig überprüft. Zur Klärung von rechtlichen und steuerlichen Fragen mit Auswirkung auf die Rechnungslegung werden externe Spezialistinnen und Spezialisten hinzugezogen. Externe Aktuare berechnen Pensions- und ähnliche Verpflichtungen. Regelmäßige Finanzleiterschulungen, die auch online angeboten werden, stellen darüber hinaus sicher, dass die am Rechnungslegungsprozess beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die neuesten für sie relevanten Informationen und Kenntnisse verfügen.

Der Prozess der Chancen- und Risikosteuerung wird innerhalb der Würth-Gruppe kontinuierlich weiterentwickelt und an die Veränderungen im Konzern sowie an dessen wirtschaftliches und rechtliches Umfeld angepasst. Zu Beginn des Geschäftsjahrs 2021 erfolgte auf Wunsch des Prüfungsausschusses des Beirats eine Analyse des Risikomanagementsystems durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Schwerpunkte hierbei waren die Ermittlung des Status quo, die Analyse des Reifegrads sowie ein Vergleich mit Drittunternehmen. Die daraus resultierenden Empfehlungen wurden in enger Abstimmung zwischen Konzernführung und Prüfungsausschuss eruiert und teilweise sofort bzw. perspektivisch auch unter wirtschaftlichen und Effizienzaspekten umgesetzt. Ansonsten bestätigten die Ergebnisse der Analyse grundsätzlich unsere bisherige Ausrichtung im Risikomanagement. Im Geschäftsjahr 2022 wurde das IT-gestützte Risikoreportingsystem in weiteren Konzerngesellschaften etabliert. Die Geschäftsbereichsleitung sowie die Leiterinnen und Leiter der Stabsabteilungen und Funktionen waren aktiv in den Risikomanagementprozess eingebunden.

 

Risiken

Die Konzernführung identifiziert, analysiert und bewertet jährlich in einem Workshop die Risiken des Konzerns. In diesem Workshop werden Fokusrisiken festgelegt, die die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines einzelnen Unternehmens oder der gesamten Würth-Gruppe kurz-, mittel- oder langfristig gefährden können. Zusätzlich haben alle wesentlichen Konzerngesellschaften, teilweise mit Unterstützung des Risikomanagers oder der Risikomanagerin, eine Risikoinventur durchgeführt und haben im Reportingsystem neben den Fokusrisiken weitere Risiken erfasst und bewertet. Die bestehenden Prozesse wurden 2022 weiterentwickelt, verbessert und den sich verändernden internen und externen Anforderungen angepasst.

Für wesentliche Risiken, die sich in einem ökonomisch sinnvollen Rahmen versichern lassen, sind Konzernversicherungen, soweit möglich für alle Konzerngesellschaften, abgeschlossen. Im Bereich Kreditversicherung wurden weitere lokale Versicherungsverträge einzelner Würth Gesellschaften in bestehende Rahmenverträge mit verschiedenen Kreditversicherern integriert. Dabei wurde der Versicherungsschutz erweitert und vereinheitlicht und es konnten Skaleneffekte erzielt werden. Die Kreditversicherungs-Rahmenverträge konnten vorzeitig bis 1. Januar 2025 verlängert und die Konditionen somit für weitere Jahre gesichert werden. Darüber hinaus werden Kundenforderungen durch ein umfassendes Debitorenmanagement auch auf Konzernebene überwacht. Erhöhte Ausfallrisiken bestehen geschäftsmodellimmanent bei einzelnen Finanzdienstleistern. Diesen Risiken begegnen wir mit einer strengen Bonitätsprüfung und einer dem Risiko entsprechenden Absicherung unseres Engagements. Die Debitorentage haben sich 2022 leicht gegenüber dem Vorjahr erhöht, sind aber immer noch auf einem niedrigen Niveau. Dies zeigt, dass unser Risiko in diesem Bereich derzeit relativ gering ist und die vorhandenen Prozesse und Systeme nachhaltig wirken. Weitere Risiken sehen wir in Deutschland in der prognostizierten Zunahme der Insolvenzen und im geltenden Insolvenzanfechtungsrecht, das Insolvenzverwaltern umfangreiche Rückforderungsmöglichkeiten einräumt, wenn wir unsere Kunden zuvor bei Zahlungsmodalitäten unterstützt haben. Dieses Risiko hatte sich durch die vorübergehende coronabedingte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht zunächst reduziert. Für 2023 rechnen wir jedoch wieder mit einer Zunahme der Unternehmensinsolvenzen und damit auch der Insolvenzanfechtungen. Gegen diese Rückforderungen besteht eine Versicherung, die alle deutschen Gesellschaften vor unkalkulierbaren Risiken aus diesem Bereich schützt. Das Management der Versicherungen der Würth-Gruppe erfolgt in den wesentlichen Versicherungssparten zentral.

Potenzielle Risiken, die eine negative Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben könnten, sieht die Konzernführung in den nachfolgend genannten Feldern, die nach absteigender Relevanz sortiert sind:

Wirtschaftliches Umfeld

Durch unsere weltweiten Einkaufs- und Vertriebsaktivitäten haben wir eine hohe natürliche Risikostreuung und sind damit weniger abhängig von negativen Entwicklungen in einzelnen Ländern, auch wenn wir über 80 Prozent unseres Umsatzes in Europa tätigen. Zudem macht uns die Diversifikation in unseren Geschäftsbereichen unabhängig von bestimmten Branchen und Märkten, was sich insbesondere in den verschiedenen Phasen der Corona-Pandemie bewährt hat. Durch den hohen Umsatzanteil in Europa beeinflussen uns Konjunkturschwankungen im Euro-Raum stark. Rund 25 Prozent der Waren bezieht die Würth-Gruppe aus Fernost. Die Lieferkettenprobleme in Verbindung mit massiv gestiegenen Containerfrachtraten bis in den Herbst 2022 haben sich auf die Geschäftsentwicklung der Würth-Gruppe deutlich ausgewirkt. Über das gesamte Jahr hinweg wurden Bestände aufgebaut, um die Lieferfähigkeit abzusichern.

Neben den Risiken im Zusammenhang mit der nach wie vor bestehenden Corona-Pandemie sehen wir Risiken in der politischen Entwicklung osteuropäischer Märkte und der Türkei sowie in den Handelsbeschränkungen zwischen China, den USA und Europa. Die Zuwanderung in Europa betrachten wir – trotz aller damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen – nach wie vor auch als Chance für den Arbeitsmarkt sowie für die Nachfragesteigerung bei unseren Kunden und damit auch bei der Würth-Gruppe. Den wachsenden Rechtspopulismus beobachten wir genauso mit Sorge wie die Entwicklung der Risiken auf den Beschaffungsmärkten. Allerdings sehen wir darin aktuell keine unmittelbare Bedrohung unserer Geschäftsziele 2023.

Die Messung, Überwachung und Steuerung der finanziellen Risiken der Würth-Gruppe erfolgt größtenteils zentral durch die Würth Finance International B. V. Mit liquiden Mitteln in Höhe von 1.215 Millionen Euro sowie einer bis September 2027 laufenden, fest zugesagten, nicht ausgenutzten Kreditlinie in Höhe von 500 Millionen Euro verfügt die Würth-Gruppe über ausreichende Liquiditätsreserven, um ihre Zahlungsverpflichtungen jederzeit zu erfüllen. Dank des A-Ratings von Standard & Poor’s besteht für die Beschaffung weiterer finanzieller Mittel ein sehr guter Zugang zum öffentlichen und privaten Kapitalmarkt. Sofern vorhanden, sind Risiken aus derivativen Finanzinstrumenten bilanziert. Konkrete Gegenparteienrisiken, die täglich systemseitig überwacht werden, sind bis zur Aufstellung des Lageberichts nicht bekannt. Mit den wesentlichen Gegenparteien aus Derivaten besteht ein sogenannter Credit Support Annex (CSA), der das Gegenparteienrisiko noch weiter reduziert. Durch interne Anlagenlimits für einzelne Kreditinstitute werden Klumpenrisiken vermieden. Zur Darstellung der Derivate und ihrer Risiken verweisen wir auf den Konzernabschluss: I. Sonstige Angaben, [4] „Finanzinstrumente“.

Politisches Umfeld

Die Gefahr von Krisenherden, an denen bewaffnete Konflikte entstehen, hat im Jahr 2022 deutlich zugenommen. Mit der Verabschiedung des US-Haushaltsgesetzes in der Weihnachtszeit, das Militärhilfe für Taiwan vorsieht, hat sich die Beziehung zwischen China und den USA einmal mehr verschlechtert.

Ganz real veränderte sich mit dem russischen Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze, gefolgt von dem Angriff des russischen Militärs am 24. Februar 2022 die weltweite Geopolitik endgültig und grundlegend. Der Krieg in der ehemaligen Sowjetrepublik wurde zum dominierenden Thema in ganz Europa. Er forderte Tausende Todesopfer, trieb Millionen in die Flucht und veränderte die internationale Sicherheitsordnung.

Die Ereignisse im vergangenen Jahr machten die wirtschaftlichen Abhängigkeiten in Deutschland, aber auch in ganz Europa, für jeden spürbar. Der Krieg in der Ukraine hat zu einer schweren Energiekrise geführt, die die Wirtschaftskraft der europäischen Unternehmen und Industrie schwächte, die Lebenshaltungskosten der Bürger in der EU steigen ließ und die Inflation in die Höhe trieb.

Insgesamt haben sich im Verlauf der vergangenen Monate einmal mehr die Komplexität und Verzahnung von Energiepolitik, Wirtschaft, Klimaschutz und Geopolitik gezeigt. Obwohl wir keinen direkten Einfluss auf die Entwicklung der politischen Situation ausüben können, haben wir versucht, die Auswirkungen auf die Unternehmen der Würth-Gruppe und die Mitarbeitenden zu mildern. Grundlage hierfür ist die insgesamt solide finanzielle Ausstattung der Würth-Gruppe. Um die Belastungen der in großen Teilen der Welt gestiegenen Inflation teilweise auszugleichen, haben wir weltweit eine einmalige Ausgleichsprämie von insgesamt knapp 50 Millionen Euro an die Mitarbeitenden ausbezahlt. Im Bereich Energieversorgung ist es unser Bestreben, wo möglich von Gas und Öl auf erneuerbare Energieträger umzustellen.

IT-Strukturen

Die Würth-Gruppe als stark dezentrales Unternehmen hatte in der Vergangenheit zahlreiche unterschiedliche IT-Systeme, Softwarekomponenten, Plattformen und Prozessleitsysteme im Einsatz. Diese lokal sehr flexible Struktur wirkte sich aufgrund der sich verändernden Geschäftsmodelle, der Digitalisierung und Disruption sowie der stetig wachsenden Anforderungen an Cyber-Sicherheit immer nachteiliger aus. In Übereinstimmung mit der Firmenphilosophie, die einen deutlich höheren Zentralisierungsgrad im Bereich IT zulässt, hat die IT der Würth-Gruppe, vertreten durch die IT-Gesellschaften, ein globales Ökosystem mit plattformorientierten IT-Lösungen für die unterschiedlichen Geschäftsmodelle innerhalb der Würth-Gruppe aufgebaut.

IT-Standardisierung

Durch die zentrale Steuerung der IT-Gesellschaften mit einem mittlerweile einheitlichen Produktportfolio in Form des IT-Ökosystems können wir die internationale Multiplikationsstrategie auch IT-systemtechnisch abbilden. Die weitere Standardisierung folgt einem Rolloutplan, in dem die jeweiligen Einführungstermine in den einzelnen Gesellschaften festgehalten sind. Zahlreiche Rolloutteams arbeiten parallel an der Implementierung der jeweiligen Komponenten, um eine breite Multiplikationsplattform für die einzelnen Anwendungen, Prozesse und Funktionen bereitzustellen.

Die Rollouts führen dazu, dass bestehende Prozesse einheitlicher, effizienter, transparenter und schneller gestaltet werden können. Den zunehmenden Wunsch unserer Kunden nach individuellen Bestell- und Liefersystemen können die jeweiligen Gesellschaften nun erfüllen und die neuen IT-Lösungen werden weiteren Gesellschaften zur Verfügung gestellt. Weiterhin sind Effizienzsteigerungen möglich, da die Vereinheitlichung der IT-Strukturen durch die zentrale Entwicklung zu Skalierungseffekten führt. Die Harmonisierung der Systemumgebung und die Betreuung durch Spezialisten führen zu einem deutlich besseren Schutz des IT-Ökosystems vor Angriffen.

Die IT-Struktur der Würth-Gruppe hat eine Leistungsfähigkeit auf hohem Niveau erreicht. Durch die einheitlichen Systemplattformen wird es möglich, Weiterentwicklungen in kürzester Zeit allen Gesellschaften, die mit den jeweiligen Plattformen arbeiten, zur Verfügung zu stellen.

IT-Sicherheit

Cyberangriffe bleiben weltweit ein immenses Risiko für jedes Unternehmen. Auch die Würth-Gruppe verzeichnete im Jahr 2022 Angriffsversuche, die jedoch zu keinen nennenswerten Schäden führten. Risiken, die durch die globale Vernetzung entstehen, werden durch hohe Standards bei den Sicherheitsrichtlinien und konsequente Isolierung der einzelnen Geschäftseinheiten minimiert, um bestmöglich geschützt zu sein. Weiterhin wurde die Organisation im Bereich Informationssicherheit deutlich ausgebaut. Dem Thema IT-Sicherheit wird bis ins Top-Management eine sehr hohe Aufmerksamkeit innerhalb der Würth-Gruppe zuteil und die Erkenntnisse aus Vorfällen fließen kontinuierlich in die Sicherheitsrichtlinien ein. Die Standards im Bereich der IT-Systeme werden durch IT-Checks bei den Gesellschaften nach einem mit der Konzernrevision abgestimmten Plan geprüft. So wird das Bedrohungspotenzial durch sogenannte Cyber-Risiken auch vor Ort regelmäßig analysiert und reduziert. Bestehenden Risiken wirken wir mit organisatorischen und technischen Maßnahmen entgegen und zusätzlich wird der Transfer von versicherbaren Risiken auf externe Risikoträger vollzogen, unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte. Sämtliche Maßnahmen im Bereich IT-Risiken und Datensicherheit werden von unseren IT-Sicherheitsbeauftragten in den Landesgesellschaften begleitet und umgesetzt. Sie arbeiten nach einem weisungsgebenden IT Compliance Code of Conduct. Der IT Compliance Officer der Würth-Gruppe sorgt mit seinem Team und den IT-Sicherheitsbeauftragten dafür, dass der IT Compliance Code of Conduct weiterentwickelt und angewendet wird. Das Netzwerk der IT-Sicherheitsbeauftragten in den Gesellschaften wird genutzt, um Maßnahmen gegen Sicherheitsrisiken schnell in die Konzerngesellschaften zu tragen und im Hinblick auf eine kontinuierliche Verbesserung der IT-Sicherheit umzusetzen. In Gesellschaften, in denen die Zentralisierung der IT-Systeme bereits stattgefunden hat, ist es zudem möglich, weitreichende und mehrstufige Sicherheitsverfahren zu implementieren. Auf physischer Ebene beziehen sich diese auf unsere eigenen Rechenzentren und auf logischer Ebene umfassen sie verschiedene System- und Programmkomponenten.

Die Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Risiken im Bereich Informationssicherheit erfolgt mit hoher Aufmerksamkeit. Mit unterschiedlichen Medien wie E-Learnings, Plakataktionen, Informationsschreiben und Fachvorträgen werden Verhaltensweisen aufgezeigt, die IT-Sicherheitsrisiken reduzieren. Durch gezielte Angriffssimulationen, wie beispielsweise Phishing, auf einzelne Unternehmen und auf besonders gefährdete Funktionsträger wird der Erfolg der Maßnahmen geprüft und bei Bedarf nachgesteuert.

Personal

Die Fluktuation, vor allem bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Außendienst, steht weiterhin im Fokus. Sie wird für jede Gesellschaft der Würth-Gruppe über alle Hierarchiestufen hinweg dokumentiert und analysiert.

Regelmäßige Befragungen der Beschäftigten durch unabhängige Institute und die monatliche Überwachung der Fluktuation sind wichtige Instrumente, um Fehlentwicklungen zu identifizieren, ihre Auswirkung auf Einstellungsprozesse, Ausbildungsprogramme und Kundenbindung zu analysieren und ihnen mit gezielten Maßnahmen zu begegnen. Die Gesamtfluktuation der Würth-Gruppe liegt im Mehrjahresvergleich mit weniger als 15 Prozent weiterhin auf einem erfreulich niedrigen Niveau. Dies soll auch in Zukunft so bleiben.

Die demografische Entwicklung und der Fachkräftemangel führen inzwischen auch im Innendienst dazu, dass der Wettbewerb um die Mitarbeitenden zunimmt und freie Stellen immer schwerer zu besetzen sind. Insofern kommt der Mitarbeitendenbindung eine immense Bedeutung zu. Die attraktive Gestaltung der Arbeitsbedingungen spielt hierbei eine entscheidende Rolle und stärkt die Arbeitgebermarke Würth. Der „New Work“-Ansatz zeigt Wege auf, wie zukünftig das Arbeiten in der Würth-Gruppe strukturiert bzw. die Zeit zu Hause und im Büro effektiv kombiniert werden können.

Als weiterer Ansatz, um dem Fachkräftemangel im Innen- und Außendienst entgegenzuwirken, wurden die Aktivitäten der Akademie Würth in Deutschland und der Würth Business Academy in der Schweiz für den Innen- und Außendienst weiter ausgebaut. Das Angebot der Akademie Würth soll Mitarbeitende und Führungskräfte befähigen, den aktuellen und zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Die Entwicklung des internationalen Managementnachwuchses für die unterschiedlichen Führungsebenen der Würth-Gruppe erfolgt über die Programme Würth Potential, High Potential und Top Potential, die bei der Würth Business Academy angesiedelt sind. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden, zielgerichtet und individuell abgestimmt auf ihre persönlichen Ambitionen sowie Fähigkeiten, auf weiterführende Managementaufgaben im Konzern vorbereitet.

Damit der Aufbau von Managementnachwuchs, sowohl für Führungs- als auch Fachkarrieren, für alle zentralen und wichtigen Bereiche der Würth-Gruppe strukturiert und zielgerichtet erfolgt, gibt es bei größeren Gesellschaften zwei Prozesse: Der Management Assessment Process (MAP) ist das qualitative Instrument zur objektiven und einheitlichen Bewertung von Führungskräften. Über das Talentmanagement als quantitatives Instrument wird erfasst, ob genügend qualifizierte Nachfolgerinnen oder Nachfolger für erfolgsrelevante Funktionen in den Unternehmen der Würth-Gruppe vorhanden sind bzw. wann diese aufgebaut werden müssen. Darüber hinaus werden in diesem Prozess auch Nachwuchstalente identifiziert, um ihre strukturierte und transparente Förderung sicherzustellen. Über diese Vorgehensweise stellen wir sicher, dass wichtige im Konzern bereits existierende und auch neue Funktionen über Notfallpläne kurzfristig sowie zur geplanten Nachfolge mittelfristig besetzt werden können und Nachwuchstalente langfristig entwickelt werden. Ergänzend hierzu gibt es den Nachfolge- und Notfallplan für Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer, der sicherstellt, dass planbare Nachfolgeregelungen rechtzeitig erfolgen.

Um den gestiegenen Anforderungen im Personalbereich Rechnung zu tragen, ist die Konzernfunktion Group HR damit beauftragt, auf Gruppenebene die strategisch relevanten und für die gesamte Würth-Gruppe wichtigen Themen im Bereich Human Resources zu bündeln und zu organisieren. In diesem Zusammenhang kümmert sich die Würth Business Academy ausschließlich um das Kernthema Managemententwicklung. Die Akademie Würth sorgt dafür, dass das nötige Fach- und Führungswissen in der gesamten Würth-Gruppe zur Verfügung steht. Hierzu gehören auch Qualifizierungsmaßnahmen in den Bereichen Produktmanagement, Einkauf, Logistik und Finanzen. Mit dem Learning Campus gibt es eine Plattform für digitales Lernen, auf der alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter E-Learnings absolvieren können. Gemeinsam mit den Fachbereichen laufen gezielte Aktivitäten, um Wissen über globale Standards zu digitalisieren und so weltweit verfügbar zu machen.

In der Funktion Group HR wird aktuell eine dritte Säule aufgebaut: HR Strategie und Prozesse. Hierzu zählen die Bereiche Group Global Mobility und Group HR IT. Im Bereich Global Mobility werden unter anderem weltweit geltende Leitfäden und Richtlinien erstellt und gepflegt, um Mitarbeitende und Führungskräfte bei internationalen Einsätzen professionell zu begleiten und die optimale Besetzung von Schlüsselpositionen zu unterstützen. Der Bereich HR IT betreut und koordiniert den Aufbau einer einheitlichen IT-Infrastruktur für die HR-Funktion, um die Unternehmen der Würth-Gruppe bei ihren Personalprozessen bestmöglich zu unterstützen und Bewerbenden, Mitarbeitenden und Führungskräften zeitgemäße Tools zur Verfügung zu stellen.

Compliance-Risiken

Der nationale und internationale Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Zahlungen, Kapital sowie Technologie, Software und sonstigem geistigen Eigentum unterliegt vielfältigen Regelungen und Beschränkungen, die auch von den Konzerngesellschaften der Würth-Gruppe beachtet werden müssen. Dabei steht außer Frage, dass wir bestrebt sind, alle national und international für unser Geschäft geltenden gesetzlichen und behördlichen Vorschriften einzuhalten. Dies gilt im Umgang mit Kunden und Lieferanten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Wettbewerbern sowie anderen Geschäftspartnern und Behörden. Der zunehmenden Komplexität des Rechts begegnen wir mit hausinternen Expertinnen und Experten sowie dem fallweisen Hinzuziehen renommierter externer Beraterinnen und Berater. Insbesondere in China und in Schwellenländern wie Brasilien stellen komplexe, uneinheitliche und sich ständig ändernde Rechtsgrundlagen eine Herausforderung dar und bergen dementsprechend nur schwer einschätzbare, aufgrund der Rückwirkungsmöglichkeiten auch längerfristige Risiken.

Im November 2022 haben im Zuge von Ermittlungen des Bundeskartellamts bei verschiedenen Elektrogroßhändlern – auch bei drei Tochtergesellschaften der Würth-Gruppe – Durchsuchungen stattgefunden. Grund für die Durchsuchungen war der Anfangsverdacht wettbewerbswidriger Absprachen auf Großhandelsebene in Deutschland. Die Würth-Gruppe hat nach Bekanntwerden umgehend eine interne Untersuchung eingeleitet. Da sich die Ermittlungen in einem sehr frühen Stadium befinden, kann derzeit noch keine Aussage über deren Ausgang getroffen werden. Insgesamt kommt die Würth-Gruppe nach derzeitigem Informationsstand zu der Einschätzung, dass die Verhängung einer Geldbuße durch das Bundeskartellamt im Rahmen eines Verfahrens generell möglich, für die betroffenen Tochtergesellschaften der Würth-Gruppe aber nicht wahrscheinlich ist.

Werteorientierte Unternehmenskultur

Gegenseitiges Vertrauen, Berechenbarkeit, Ehrlichkeit und Geradlinigkeit nach innen und außen sind Grundprinzipien, die in der Würth-Gruppe fest verankert sind. Das Bekenntnis zu diesen Werten findet sich bereits in der von Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth verfassten Firmenphilosophie aus den 1970er-Jahren. Dabei geht es nicht nur um die Einhaltung aller Gesetze und unternehmensinternen Regeln, sondern auch um eine entsprechende innere Haltung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ein wesentlicher Baustein für den nachhaltigen Unternehmenserfolg der Würth-Gruppe ist. In einem umfangreichen internen Regelwerk, dem Policy and Procedure Manual (PAP), sind diese Grundprinzipien in Form von Beschreibungen der Aufbau- und Ablauforganisation sowie konkreter Verhaltensvorgaben und -anweisungen operationalisiert.

Compliance-Organisation

Um den zunehmend steigenden Compliance-Anforderungen gerecht zu werden, hat die Konzernführung der Würth-Gruppe mit Zustimmung des Beirats und des Stiftungsaufsichtsrats ein gruppenweites Compliance-Management-System etabliert. Neben der Funktion des Chief Compliance Officer und des Group Compliance Officer sind Compliance Officer auf der Ebene der Geschäftsbereiche sowie zusätzlich bei den größten Einzelgesellschaften der Würth-Gruppe bestellt. Die gruppenweit bereits etablierten Verantwortlichkeiten und Strukturen für Produkt-, Steuer- und IT-Compliance haben im Geschäftsjahr 2022 keine Änderung erfahren. Die Verantwortlichen berichten an den Chief Compliance Officer der Würth-Gruppe. Das Compliance-Board berät bei Bedarf über Compliance-Vorfälle und spricht Empfehlungen für erforderliche Maßnahmen aus. Darüber hinaus verantwortet das Compliance-Board die weitere Entwicklung der Compliance-Organisation und berichtet in allen Compliance-Angelegenheiten an die Konzernführung und den Beirat der Würth-Gruppe. Besondere Schwerpunkte bildeten die weitere Qualifizierung der Compliance Officer auf Gesellschaftsebene sowie der nach Corona wieder mögliche persönliche Austausch.

Compliance-Regelwerk

In einem Code of Compliance werden die Grundsätze der Firmenphilosophie zusammengefasst und im Hinblick auf die Einhaltung internationaler Standards ergänzt. Um die Compliance-Organisation nachhaltig in der Unternehmensgruppe zu verankern, werden gruppenweit Schulungen zu Compliance-Themen durchgeführt. Schulungsschwerpunkte sind zunächst die Themenbereiche „Umgang mit Geschenken und Einladungen“, „Kartellrecht und Preisbindung“, „Betriebsgeheimnisse“, „Datenschutz“, „Europäische Datenschutzgrundverordnung“ und „Exportkontrolle“. Im Geschäftsjahr 2022 wurde das Compliance-Regelwerk außerdem um eine Anti-Geldwäsche-Richtlinie sowie eine Richtlinie zum Schutz gegen Diskriminierung und Belästigung ergänzt.

Gruppenweites Hinweisgebersystem

Mithilfe eines gruppenweiten Hinweisgebersystems können neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch unsere Kunden und Lieferanten sowie andere Personen Hinweise auf Compliance-Verstöße direkt an das Compliance-Office der Würth-Gruppe melden. Durch den Einsatz eines technischen Systems, das durch einen externen Dienstleister bereitgestellt wird, ist dies völlig anonym möglich. Mit diesem System haben wir bereits heute die Voraussetzungen geschaffen, um die Anforderungen des für 2023 geplanten Hinweisgeberschutzgesetzes zu erfüllen.

Voraussetzung für nachhaltigen Unternehmenserfolg

Getragen wird die Compliance-Organisation von der festen Überzeugung der Konzernführung sowie der Familie Würth, des Stiftungsaufsichtsrats und des Beirats, dass eine gelebte Compliance-Kultur einen wesentlichen Bestandteil des weiteren nachhaltigen Erfolgs der Würth-Gruppe darstellt. Gleichzeitig werden die Geschäftsleitungen der Konzerngesellschaften proaktiv ihrer Verantwortung im Hinblick auf national und international gestiegene Anforderungen an eine Compliance-Organisation gerecht.

Kontinuierliche Weiterentwicklung des Compliance-Management-Systems

Im Geschäftsjahr 2020 haben wir in Abstimmung mit dem Beirat der Würth-Gruppe gemeinsam mit einem externen Berater ein Status-quo-Assessment zu unserem Compliance-Management-System durchgeführt. Neben einer Überprüfung der grundsätzlichen Ausrichtung wollten wir auch Impulse für eine Weiterentwicklung und Verbesserung erhalten. Die Ergebnisse dieses Assessments haben uns in der Ausrichtung unseres Compliance-Management-Systems bestärkt und sind gleichzeitig Teil des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. Im zurückliegenden Geschäftsjahr wurde auf Grundlage der Erkenntnisse aus diesem Status-quo-Assessment unter anderem die Struktur der Trade Compliance der Würth-Gruppe angepasst.

Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell Direktvertrieb bietet der Würth-Gruppe nach wie vor große Chancen, da wir damit sehr nah am Markt sind und es die Bindung zu unseren Kundinnen und Kunden sicherstellt. Allerdings hat sich deren Bestellverhalten in den vergangenen Jahren stark verändert. Die Digitalisierung bietet vielfältige Möglichkeiten, um direkt mit Lieferanten zusammenzuarbeiten. Durch die relativ einfache Etablierung von internetbasierten Geschäftsmodellen steigt der Wettbewerbsdruck. Diese Entwicklung erfordert eine entsprechende Anpassung unseres Geschäftsmodells, in dem der Direktvertrieb weiterhin eine zentrale Rolle spielt, aber auch Themen wie Logistik, Services und Sortimentsbreite Marktchancen bieten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst sind heute nicht mehr nur Verkäuferinnen und Verkäufer, sondern managen die verschiedenen Kundenkontaktpunkte: Außendienst, Niederlassung und Internet. In diesem Zusammenhang sprechen wir von einem sogenannten Multi-Kanal-Vertriebsmodell, in dem das E-Business die klassischen Vertriebsformen sinnvoll ergänzt, und zwar abgestimmt auf die Beschaffungsorganisation unserer Kunden. Die Coronakrise und das dadurch veränderte Einkaufsverhalten unserer Kunden führte zu einem überproportionalen Anstieg des E-Business-Umsatzes, da wir aufgrund unserer Systemrelevanz liefern durften und nahezu uneingeschränkt lieferfähig waren. Diese Entwicklung zeigt, dass wir mit unseren Serviceleistungen, die wir gezielt auf die Bedarfe unserer Kunden abstimmen, auf dem richtigen Weg sind und unsere Strategie des Multi-Kanal-Vertriebs aufgeht.

 

Chancen

Nachfolgende Chancen können eine positive Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben. Sie sind wie die Risiken nach abnehmender Relevanz sortiert.

Dezentralität

Die Dezentralität der Würth-Gruppe stellt vor allem vor dem Hintergrund der unterschiedlichen konjunkturellen Entwicklungen in den einzelnen Ländern einen großen Vorteil für den Konzern dar. In dieser Struktur sehen wir auch eine Chance für weiteres nachhaltiges Wachstum. Sie erlaubt uns, vor Ort schnell auf die Gegebenheiten und Veränderungen in unserem jeweiligen Marktumfeld zu reagieren und Maßnahmen effizient umzusetzen. Unter der Prämisse dieser Dezentralität werden wir die weitere Entwicklung der Würth-Gruppe vorantreiben. Dezentralität ist hier nicht nur im regionalen Sinne gemeint, sondern umfasst auch die Vielzahl unserer unterschiedlichen Geschäftsmodelle. Dem Grundsatz der Dezentralität steht aber nicht entgegen, dass wir, wo sinnvoll, Prozesse weiter standardisieren und so unsere Ressourcen effizienter einsetzen können.

Marktdurchdringung

Unser Marktanteil ist mit wenigen Ausnahmen in den meisten Ländern noch sehr gering und liegt bei geschätzten fünf Prozent. Dieser vermeintliche Nachteil lässt ein enormes Wachstumspotenzial erkennen, das wir erschließen können mit dem weiteren Ausbau unserer Kundenbasis und der Vertiefung unserer Kundenbeziehungen, beispielsweise durch ständig weiterentwickelte intelligente Vertriebssysteme mit hohem Kundennutzen.

Kundenbeziehungen

Unsere über vier Millionen Kunden sind die Basis für unseren Geschäftserfolg. Der Ausbau und die Pflege unserer Kundenbeziehungen sind deshalb wichtige Komponenten unseres täglichen Handelns. Wir werden auch weiterhin in allen Konzerngesellschaften sehr intensiv Kundenmanagement betreiben. 300.000 Kundenkontakte pro Tag und unsere über 43.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vertrieb, die viele langjährige Kundenbeziehungen pflegen, helfen uns dabei, das vorhandene Potenzial bestmöglich auszuschöpfen. Die Eingruppierung unserer Kunden nach ihren individuellen Bedürfnissen bildet eine wichtige Steuerungsgröße für die strategische Unternehmensführung. Nah am Kunden zu sein, ist unser erklärtes Ziel. Die Korrelation von Kunden- und Umsatzwachstum sowie der Servicegrad sind für uns wichtige Indikatoren des Geschäftserfolgs. Kundeninsolvenzen stellen für die Würth-Gruppe ein überschaubares Risiko dar. Aufgrund unseres sehr umfangreichen Kernsortiments von mehr als einer Million Produkten, der vergleichsweise geringen durchschnittlichen Auftragswerte und der breiten Kundenbasis haben wir hier gute Voraussetzungen, um die Risiken weiterhin niedrig zu halten.

Qualität

Würth sieht sich stets in der Verantwortung, mit seinen Produkten und Dienstleistungen die höchsten Qualitätsansprüche zu erfüllen. Mit diesem fest verankerten Grundsatz sind wir bestrebt, unseren Kunden in den belieferten Märkten ein vertrauenswürdiger und verlässlicher Partner zu sein. Die hohe Diversität der Geschäftsmodelle innerhalb der Würth-Gruppe führt zu einer Vielzahl unterschiedlichster Anforderungen seitens unserer Kunden und Stakeholder, denen wir mit dem ganzheitlichen Ansatz der integrierten Managementsysteme gerecht werden. Über die Schaffung von Synergien und die Bündelung von Ressourcen im Bereich der etablierten Managementsysteme passen wir die Prozesslandschaft in den Unternehmen den jeweiligen Herausforderungen an.

Die Konzernfunktion Qualität leistet durch die installierten Präventivmaßnahmen, unsere Qualifizierungsprogramme und die Wahrnehmung der Rolle im After-Sales-Prozess ihren Beitrag, um die Risiken für unsere Unternehmen zu minimieren. Insbesondere im Standardsortiment agieren wir proaktiv in unserer Lieferkette durch den risikobasierten Einsatz eines Netzwerkes von weltweit tätigen und hoch qualifizierten Supplier Quality Engineers (SQE). Teils weiterhin bestehende Beschränkungen aufgrund der pandemischen Lage konnten im Jahr 2022 mit verstärktem Einsatz von Remote-Technologien abgefedert werden. Des Weiteren werden weltweit renommierte lokale Prüflabore zur Prüfung von Zulassungen, Normen und Standards eingesetzt. Diese Tätigkeiten dienen zur Sicherstellung von qualitativ hochwertigen Produkten, auch in Zeiten mit erschwerten Beschaffungsbedingungen.

Nachhaltigkeit

Als familiengeführtes Unternehmen ist es uns ein besonderes Anliegen, eine generationengerechte Zukunft und gleichzeitig eine Wachstumsmöglichkeit für die Unternehmen der Würth-Gruppe sicherzustellen und dabei auch unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden. Nachhaltigkeit ist daher integraler Bestandteil unseres Verständnisses und immer mehr auch unserer Unternehmenskultur. Wir haben uns dazu entschlossen, die Würth-Gruppe sukzessive zu einer zirkulären Wirtschaftsweise zu transformieren – wir nennen dies unseren „Circular Way“. Durch diese Kreislaufwirtschaft möchten wir die Grundlage für weiteres, nachhaltiges Wachstum sichern. Dazu haben wir drei Transformationsfelder definiert: Klima, Stoffkreisläufe und soziale Standards. Auf dem Weg zur Zirkularität gilt es, alle Felder gleichermaßen weiterzuentwickeln. Die Basis hierfür bilden die integrierten Managementsysteme. Über den Fortschritt werden wir jährlich transparent im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung informieren.

Das Nachhaltigkeitsmanagement der Würth-Gruppe wird zentral gesteuert. Das dazugehörige Reporting liefert uns und unseren Stakeholdern die notwendigen Informationen und Daten als Orientierungshilfe und Entscheidungsgrundlage. Des Weiteren ist auch im Nachhaltigkeitsmanagement die Risikobetrachtung äußerst relevant, um die sozialen und ökologischen Risiken zu steuern bzw. präventiv zu minimieren oder bestenfalls abzuwenden. Aus diesem Grund werden wir auch unser Risikoportfolio erweitern und neben der bisherigen Risikobetrachtung zukünftig soziale und ökologische Risikoentwicklungen ebenfalls abbilden.

Diversität

Unterschiedliche Meinungen und Perspektiven führen zu mehr Kreativität, Innovationsfähigkeit und neuen Lösungen. Um das große Potenzial von Diversität in der Belegschaft der Würth-Gruppe bestmöglich auszuschöpfen, sollen nicht nur diverse Teams aufgebaut, sondern auch alle Mitarbeitenden einbezogen und gehört werden. Aus diesem Grund hat die Würth-Gruppe im Jahr 2022 ihre Haltung zu Diversität & Inklusion erarbeitet:

„Die Zukunft braucht gute Entscheidungen. Gute Entscheidungen entstehen aus der Vielfalt von Meinungen, von Perspektiven. Vielfalt ist unsere Zukunft. Vielfalt steht für Spielraum, für Fülle, für Chancen – und genau dafür steht die Würth-Gruppe. Deshalb gestalten wir unsere Teams auf allen Hierarchieebenen vielfältig und begeistern uns für die daraus entstehenden Möglichkeiten. Deshalb beziehen wir die Sichtweisen von Menschen mit unterschiedlichen Weltsichten, Erfahrungen und sozioökonomischen Hintergründen aktiv ein. Deshalb sorgen wir für Rahmenbedingungen und ein Arbeitsumfeld, das frei von Vorurteilen und Intoleranz ist und es jedem ermöglicht, einen wertvollen Beitrag zu leisten. Deshalb tolerieren wir keinerlei Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung, sozialer oder ethnischer Herkunft, Alter, Nationalität, Sprache, Hautfarbe und Religion. Deshalb zählt bei uns am Ende die beste Idee und nicht, woher sie kommt. Deshalb setzen wir für den zukünftigen Erfolg der Würth-Gruppe auf ein vielfältiges Miteinander.“

Im ersten Schritt wurde auf dem Weg, mehr Diversität im Unternehmen sicher zu stellen, der Fokus auf die Steigerung des Frauenanteils in allen Hierarchieebenen gelegt, insbesondere in Führungspositionen.

 

Gesamtbeurteilung

Die vorhandenen Chancen ermöglichen uns generell ein weiteres profitables Wachstum im Jahr 2023 und darüber hinaus. Die Risiken für die Würth-Gruppe sind auch im aktuell weiterhin herausfordernden wirtschaftlichen und politischen Umfeld aufgrund des etablierten und gelebten Risikomanagements begrenzt und werden engmaschig beobachtet. Vorhandene Risiken werden konsequent überwacht und mit Maßnahmen belegt, um sicherzustellen, dass sie den Fortbestand der Würth-Gruppe nicht gefährden.

Mit großer Sorge verfolgen wir die weiteren Entwicklungen im Ukraine-Konflikt und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Bevölkerung. Weitere direkte und indirekte wirtschaftliche Konsequenzen und Risiken für die Würth-Gruppe sind zum aktuellen Zeitpunkt schwer zu prognostizieren.


  • Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist zum 31. Dezember 2022 um 3,0 Prozent auf 85.637 gestiegen (2021: 83.183). In Deutschland zählte die Würth-Gruppe 26.113 Beschäftigte (2021: 25.438).

 

Personalstrategie

Der Fach- und Führungskräftemangel wirkt sich in vielen Ländern aus und wird immer mehr zum limitierenden Faktor für Wachstum. Wichtig ist deshalb, die Mitarbeitenden im Unternehmen zu halten und ein gutes Arbeitsumfeld mit interessanten Entwicklungschancen zu bieten. Die Würth-Gruppe mit ihren vielfältigen Geschäftsmodellen und ihrer internationalen Ausrichtung verfügt diesbezüglich über sehr viele Möglichkeiten.

Um den gestiegenen Anforderungen im Personalbereich Rechnung zu tragen, ist seit Januar 2021 die Konzernfunktion Group HR damit beauftragt, auf Gruppenebene die strategisch relevanten HR-Themen zu verantworten. Group HR gliedert sich in drei Säulen:

Die Würth Business Academy (WBA) legt ihren Fokus auf das Thema Managemententwicklung und Talentmanagement. Die Akademie Würth bietet weltweit Trainings- und Consulting-Dienstleistungen für die Unternehmen der Würth-Gruppe und deren Kunden an. HR Strategie und Prozesse als dritter Bereich stellt z. B. sicher, dass eine zeitgemäße IT-Infrastruktur für den Personalbereich zur Verfügung steht und eine attraktive Global-Mobility-Policy die internationale Besetzung wichtiger Funktionen garantiert.

Die WBA sorgt für eine ganzheitliche Managementqualifizierung und konsequente Nachwuchsarbeit. Ziel ist, Führungspositionen in erster Linie mit eigenem Nachwuchs zu besetzen. Entsprechend bietet die WBA passende Entwicklungsprogramme für unterschiedliche Entwicklungsstufen an. Darüber hinaus unterstützt sie die Geschäftsführungen weltweit bei der Nachfolgeplanung mit einem strukturierten Prozess und stellt ihre Informationen der Konzernführung und den Gremien der Würth-Gruppe im Rahmen der Risikoabschätzung zur Verfügung.

Das Thema Digitalisierung wird im Personalbereich zu starken Veränderungen und damit verbundenen Herausforderungen führen. Die neu aufgebaute Funktion HR Strategie und Prozesse entwickelt gemeinsam mit den Unternehmen der Würth-Gruppe und dem IT-Bereich eine entsprechende Strategie und stellt den Unternehmen passende Softwarelösungen zur Verfügung. Im Bereich des digitalen Lernens gibt es mit dem Learning Campus eine Plattform, die allen Beschäftigten der Würth-Gruppe offensteht.

Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Die Fähigkeiten, Kompetenzen und Qualifikationen aller Mitarbeitenden sowie ihre Motivation und Begeisterung bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft. Deshalb haben persönliche Weiterentwicklung und fachliche Weiterqualifizierung besondere Relevanz im Unternehmen. Die Intention der zur Verfügung stehenden Programme ist, jeder und jedem Beschäftigten eine Qualifizierung anbieten zu können, die den individuellen Fähigkeiten und beruflichen Zielsetzungen entspricht.

Als Familienunternehmen setzt Würth auf eine langfristig orientierte Unternehmensentwicklung und baut in Deutschland bereits seit über 60 Jahren auf eine fundierte Ausbildung. Zum Jahresende 2022 beschäftigte die Würth-Gruppe Deutschland 1.150 Nachwuchskräfte in rund 50 Ausbildungsberufen. Außerdem können Berufsanfängerinnen und -anfänger an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Studiengänge belegen, die einen Bachelor-Abschluss zum Ziel haben.

Die Akademie Würth bietet ein ganzheitliches Weiterbildungskonzept sowohl für Beschäftigte der Würth-Gruppe als auch für Kunden und unternehmensfremde Interessierte. Ein praxisorientiertes Weiterbildungsangebot speziell für das Handwerk stellt die Akademie Würth mit technisch orientierten Schulungen bereit. Damit steht Würth seinen Kunden auch als Dienstleister, Innovationstreiber und Lernbegleiter zur Seite.

Berufsbegleitende Studiengänge an der Akademie Würth Business School, die sowohl den Beschäftigten des Konzerns als auch Interessierten außerhalb der Unternehmensgruppe offenstehen, ermöglichen akademische Abschlüsse. Diverse Bachelorstudiengänge mit kooperierenden Fernhochschulen ermöglichen ein berufsbegleitendes Studieren. Hervorzuheben ist dabei der aktuelle Fokus auf Nachhaltigkeitsmanagement, sowohl für Betriebswirte als auch Ingenieure. In Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen University of Louisville, Kentucky, bietet Würth den international anerkannten Master-Studiengang Global Business an. Im Anschluss kann ein Master of Science (M. Sc.) mit dem Schwerpunkt Family Business erworben werden. Die Kurse werden in Zusammenarbeit mit der Hochschule Heilbronn angeboten. Der Master-Studiengang Digital Management & Transformation führt in vier Semestern zum Master of Science, ebenfalls in Kooperation mit der SRH Fernhochschule. Neu im Programm sind Masterstudiengänge im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement in Zusammenarbeit mit der Hochschule für angewandtes Management in Erding. Zusätzlich gibt es den Doctor of Business Administration (DBA) als dreijähriges Programm in Verbindung mit der Northumbria University, Newcastle.

Entwicklung der Beschäftigtenzahlen 

Gesundheitsmanagement

Seit 1994 setzt sich das innerbetriebliche Gesundheitsmanagement der Adolf Würth GmbH & Co. KG „Fit mit Würth“ für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden ein und bietet vielfältige gesundheitsfördernde Maßnahmen. Sie decken die Bereiche Bewegung, Ernährung, Regeneration, Sicherheit, Soziales und Vorsorge ab. Die Kurse stehen den Beschäftigten, Angehörigen sowie Seniorinnen und Senioren der Würth-Gruppe offen.

Mitarbeiterbefragung

Die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genießt in der Würth-Gruppe seit jeher einen hohen Stellenwert. Um eine regelmäßige Information darüber zu erhalten, wie sich diese in den einzelnen Unternehmen der Würth-Gruppe darstellt und entwickelt, werden seit 2005 regelmäßig Befragungen durchgeführt. Im Zentrum steht die Erhöhung der Zufriedenheit mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu steigern. Die Befragungen werden in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Mannheimer W.O.-Institut für Wirtschafts- und Organisationspsychologie durchgeführt.

Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Die Konzernführung der Würth-Gruppe dankt allen Mitarbeitenden sowie den Vertreterinnen und Vertretern der Beschäftigten für ihr großes Engagement und ihre Flexibilität, mit der sie in einem sich stetig ändernden Umfeld neue Wege beschreiten, um das gesunde Wachstum des Unternehmens nachhaltig voranzubringen.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Gesamtwirtschaftliches Umfeld

Die Entwicklung des Geschäftsjahrs 2023 bleibt genauso unvorhersehbar, wie sie es in den vergangenen beiden Jahren war. Nach einem wirtschaftlich durchwachsenen und herausfordernden Jahr 2022 machen es die aktuellen Krisensituationen weiterhin nicht einfach, zuverlässige Prognosen zu treffen. Die weltwirtschaftliche und -politische Lage ist nach wie vor fragil. Unsicher ist, wie sich der Ukraine-Krieg weiter entwickelt und ob sich die Beziehung zwischen den USA und China weiter verschlechtert. Eine globale Rezession könnte die Wirtschaft ebenso schwächen wie eine neue Welle von Corona-Infektionen.

Führende Wirtschaftsinstitute machen in ihren jüngsten Prognosen jedoch Mut und Hoffnung. Für die USA und die Eurozone werden leichte Wachstumssteigerungen wahrscheinlicher, die aber trotzdem weit unter den Werten von 2022 bleiben. Für die USA sagt der Internationale Währungsfonds (IWF) für 2023 ein Wachstum von 1,4 Prozent voraus (2022: + 2,1 Prozent). Während das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Ende 2022 im Eurogebiet lediglich ein Wachstum von 0,2 Prozent (2022: + 3,5 Prozent) prognostizierte, machte der IWF Anfang 2023 eine etwas zuversichtlichere Vorhersage und hob seine Prognose von 0,5 Prozent auf 0,7 Prozent an. Die EU-Kommission geht sogar von einem Plus von 0,9 Prozent aus. Das vorausgesagte globale BIP-Wachstum von 2,7 Prozent verbesserte der IWF Ende Januar 2023 auf 2,9 Prozent (2022: + 3,4 Prozent).

Prognosen zufolge dürfte sich auch die Wirtschaft in Deutschland besser entwickeln als angenommen. Zwar wird sich die Inflation im laufenden Jahr hartnäckig halten. Die Bundesregierung schätzt sie aktuell auf 6,0 Prozent (2022: 6,9 Prozent). Dennoch scheint keine schwere Rezession zu drohen – auch weil die befürchtete Gasmangel-Lage als Folge ausbleibender russischer Lieferungen abgewendet werden konnte.

So korrigierte die EU-Kommission Ende Januar 2023 ihre düstere Prognose und vermutet aktuell ein leichtes Plus von 0,2 Prozent für die deutsche Wirtschaft (2022: + 1,8 Prozent).

Eine hohe Inflation, Lieferproblematiken sowie hohe Beschaffungskosten für Energie und Rohstoffe erschweren eine verlässliche Prognose für das Handwerk und das Baugewerbe. Die Gesamtsituation könnte dazu führen, dass der Bausektor nicht mehr zuverlässig als Stütze und Stabilisator der Konjunktur dient. Der Ende Februar vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie prognostizierte Umsatzrückgang von 6,0 Prozent für 2023 lässt ebenfalls wenig Hoffnung zu (2022: – 5,1 Prozent).

Auch die Automobilbranche wird die anhaltenden Schwierigkeiten im Jahr 2023 weiter spüren. Neben den Materialengpässen hat die hohe Inflation die Herstellung von Autos verteuert. Gleichzeitig verzichten Verbraucher in wirtschaftlich volatilen Zeiten auf Neuanschaffungen. Dennoch prognostiziert der Branchenverband VDA für den deutschen Markt einen Anstieg der Neuzulassungen von 2,0 Prozent (2022: + 1,0 Prozent).

Insgesamt sind in der diffusen gesamtpolitischen und -wirtschaftlichen Weltlage belastbare Prognosen derzeit schwer möglich. Sicher ist, dass sich die Gesamtwirtschaft nicht ohne Weiteres und kurzfristig von den unterschiedlichen Krisen der vergangenen Jahre erholen wird.

Dennoch gibt die Beständigkeit der Märkte, die sich zuletzt gezeigt hat, Grund zur Hoffnung: die Inflationsquoten und Energiepreise sinken, der Arbeitsmarkt ist weiterhin stabil und den einzelnen Volkswirtschaften wird zumindest ein kleines Wachstum auf Jahressicht vorausgesagt, wenn auch mit großen Unterschieden für die einzelnen Regionen.

 

Entwicklung der Würth-Gruppe

  • Umsatzwachstum der Würth-Gruppe steht auf einer breiten Basis
  • Umsatzanteil des Bereichs E-Business steigt auf über 20 Prozent
  • Adolf Würth GmbH & Co. KG investiert 97 Millionen Euro in Logistik

Die Würth-Gruppe hat mit neuen Rekordmarken bei Umsatz und Betriebsergebnis im Geschäftsjahr 2022 erneut ihre Wettbewerbskraft und Stabilität bewiesen. Die breite Aufstellung des Konzerns in 80 Ländern und in den unterschiedlichsten Branchen trug ebenso zum Unternehmenserfolg bei wie ihre Multi-Kanal-Strategie.

Neben dem Direktvertrieb, den über 2.500 Niederlassungen weltweit und dem Vertriebsinnendienst zählt der Bereich E-Business zu den strategischen Wachstumsfeldern der Würth-Gruppe. Er konnte den positiven Trend der vergangenen Jahre fortsetzen und verzeichnete im Geschäftsjahr 2022 ein Umsatzwachstum von 21,2 Prozent. Erstmalig lag der Anteil am Gesamtumsatz der Würth-Gruppe bei über 20 Prozent.

Immer mehr Kundinnen und Kunden digitalisieren ihre Beschaffung

In den Bereichen Onlineshop, E-Procurement, App und Systeme, die Bestandteil des E-Business sind, setzt die Würth-Gruppe auf konzerneigene digitale Lösungen. So schafft sie eine gemeinsame, einheitliche technische Basis, die innovative Weiterentwicklungen und auch deren schnelle, kosteneffiziente Einführung ermöglicht. Diese zentralen Lösungen werden innerhalb der Würth-Gruppe mittlerweile bei über 60 Gesellschaften eingesetzt.

Das E-Procurement und die Würth App sind die Wachstumsbringer innerhalb der Würth-Linie. Immer mehr Kundinnen und Kunden professionalisieren und digitalisieren ihre Beschaffung, was sich auch im Umsatzwachstum von 26,9 Prozent im E-Procurement gegenüber 2021 widerspiegelt. In vielen Ländern unterstützen Spezialistinnen und Spezialisten definierte Großkunden beim Optimieren und Automatisieren ihrer Einkaufsprozesse. Unabhängig von Kundengröße und Beschaffungsprozessen stellt die Würth App einen einfachen und schnellen Weg dar, um den Bedarf an Produkten zu decken. Mittlerweile nutzen weltweit über 200.000 Kundinnen und Kunden aus 37 Würth Gesellschaften die Würth App, deren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr signifikant um 52,4 Prozent gestiegen ist.

Im Geschäftsbereich der Würth-Linie werden regionale Kompetenzzentren in Südostasien, Lateinamerika und Afrika aufgebaut, um auch dort die E-Business-Aktivitäten voranzutreiben und die lokalen Gesellschaften mit individuell angepasstem Know-how zu unterstützen.

Dank Künstlicher Intelligenz zum richtigen Würth Produkt

Die Digitalisierung von Prozessen und Anwendungen ist unabdingbar für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. So betreibt die Würth-Gruppe seit 2018 ein Competence Center in Berlin-Adlershof: Neben 20 Datenwissenschaftlern des Big Data Research Teams der Adolf Würth GmbH & Co. KG arbeiten die Tochtergesellschaften Würth Elektronik, Würth IT und Würth Cloud Services an der digitalen Transformation des Handwerks. Ein Beispiel für die zunehmende Digitalisierung auf diesem Gebiet ist die App „Würth Match“ zur automatischen Bilderkennung von Handwerksprodukten. Das Projekt basiert auf neuesten Erkenntnissen im Bereich Künstliche Intelligenz. Die App kann Handwerkzeuge auf Fotos erkennen und entsprechende Würth Produkte zuordnen. So finden Kunden und Mitarbeitende künftig schneller das passende Produkt für die jeweilige Anwendung. Aktuell wird die App zu einem Schraubenfinder weiterentwickelt, der auf Fotos erkennt, um welche Art von Schraube es sich handelt und welches das entsprechende Würth Produkt ist.

Investition in Automatisierung und Digitalisierung der Logistik

Künstliche Intelligenz und Roboter werden auch künftig verstärkt in der Logistik der Adolf Würth GmbH & Co. KG zum Einsatz kommen, um den Automatisierungs- und Digitalisierungsgrad zu steigern. Die Roboter unterstützen beim Wareneingang, bei der Kommissionierung sowie beim Palettieren im Warenausgang. Ziel der Erweiterung des Vertriebszentrums West in Künzelsau-Gaisbach ist, Liefersplits zu vermeiden, damit in- und ausländische Kunden sowie Würth Tochtergesellschaften alle Positionen einer Bestellung künftig in einer Lieferung erhalten. Spatenstich für die mit rund 97 Millionen Euro größte Logistikinvestition in der Unternehmensgeschichte der Würth-Gruppe war am 29. Juni 2022. Mit dem Neubau schafft Würth über 200 neue Arbeitsplätze für die Region. Der Go-live ist für Dezember 2024 geplant.

Diversität und Nachhaltigkeit als Fokusthemen

Neben der Digitalisierung legt die Würth-Gruppe ihren Fokus auf das Thema Diversität. In einem ersten Schritt soll der Frauenanteil auf allen Hierarchieebenen, insbesondere in Führungspositionen, erhöht werden. Deshalb hat die Würth Business Academy verschiedene Programme für weibliche Nachwuchskräfte etabliert. 2022 neu gestartet ist das Mentoring-Programm CHAMP. Weibliche Potenzialträgerinnen lernen von erfahrenen Führungskräften und werden von ihnen bei Netzwerkaufbau und Karriereplanung unterstützt. Durch den Austausch erhalten auch die Führungskräfte neue Sichtweisen. Das Mentoring-Programm dauert circa 18 Monate. Etwa 270 Frauen weltweit nehmen aktuell daran teil.

Darüber hinaus arbeitet die Würth-Gruppe an ihrer Transformation zu einer zirkulären Wirtschaftsweise. Über die Fortschritte informiert das Unternehmen im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsberichterstattung.

500.000 Euro Soforthilfe für Erdbebenopfer

Seit jeher engagiert sich die Würth-Gruppe für das gesellschaftliche Wohl. Als in der Nacht auf den 6. Februar 2023 mehrere Erdbeben, das heftigste mit Stärke 7,7 auf der Richterskala, die Türkei und Syrien erschütterten, war es für das Unternehmen eine Selbstverständlichkeit, schnellstmöglich zu helfen. Auf Initiative der Familie Würth stellte der Konzern eine Soforthilfe von 500.000 Euro zur Verfügung und brachte so seine Solidarität zum Ausdruck. Die Summe ging an die Hilfsorganisation UNICEF, die sich besonders für das Wohl von Kindern und Jugendlichen einsetzt und über ein internationales Netzwerk verfügt.

Die Würth-Gruppe unterstützte ihre Beschäftigten und deren Familien in den betroffenen Regionen darüber hinaus mit zahlreichen Soforthilfemaßnahmen. Die Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion zählen laut dem Auswärtigen Amt zu den schlimmsten Naturkatastrophen der vergangenen hundert Jahre. Mehr als 50.000 Menschen starben, mehr als 1,5 Millionen sind ohne Unterkunft.

Gesamtaussage zur zukünftigen Entwicklung der Würth-Gruppe

Nachdem die Jahre 2020 und 2021 vor allem durch die Corona-Pandemie geprägt waren, bestand große Hoffnung, dass die Würth-Gruppe 2022 einen Weg zurück zur Normalität finden würde. Diese Hoffnung erlosch am 24. Februar 2022 mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Weltweite Lieferkettenprobleme und eine drohende Energiekrise waren nur zwei Folgen dieses Krieges, mit denen sich auch die Würth-Gruppe auseinandersetzen musste.

Aufgrund der nach wie vor unbeständigen weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Lage lassen sich verlässliche Prognosen für die weitere Entwicklung der Würth-Gruppe nur schwer treffen. Zu unsicher ist die Situation in der Ukraine. Darüber hinaus lässt auch der schwelende Konflikt zwischen China, Taiwan und den USA enorme Auswirkungen auf die globalen Lieferketten erwarten, die bereits jetzt spürbar sind. Bei einer drohenden Eskalation ist die Versorgung mit Produkten, Komponenten und Rohstoffen akut gefährdet.

Aus diesem Grund beschäftigt sich der Zentraleinkauf fokussiert mit dem Aufbau neuer Lieferanten in anderen Ländern. Die aktuellen Herausforderungen, beispielsweise gestiegene Preise, werden auch 2023 Thema sein. Für den Einkauf gilt, Einkaufspreise nachzuverhandeln. Das heißt, alle Chancen auf Preisreduzierungen, die sich bieten, zu nutzen und Preiserhöhungen kritisch zu hinterfragen, um sie weitestmöglich abzuwehren. Der Zentraleinkauf prognostiziert für das Jahr 2023 ein leicht steigendes Preisniveau im Gesamtsortiment.

Positiv dagegen ist die Prognose der EU-Kommission: Nach Einschätzung der Behörde wird sich die wirtschaftliche Lage beispielsweise in Deutschland besser entwickeln als erwartet. Sie rechnet nicht mit einer Rezession und erwartet beim Bruttoinlandsprodukt ein Plus von 0,2 Prozent, während sie im November noch von – 0,6 Prozent ausging. Als Grund für die erfreuliche Prognose führt die EU-Kommission an, dass Deutschland bislang gut durch die Energiekrise gekommen sei. Auch soll die Inflation mit einer Teuerungsrate von 6,3 Prozent dieses Jahr nicht mehr so hoch ausfallen wie im November 2022 mit 7,5 Prozent angenommen.

Trotz aller Krisen nehmen wir die Dynamik und die positive Stimmung aus dem Jahr 2022 mit, behalten unseren Optimismus bei und handeln mit Bedacht. Daher blicken wir vorsichtig optimistisch auf 2023 und gehen von einem mittleren einstelligen prozentualen Umsatzwachstum sowie einem leichten Ergebniswachstum aus – immer unter der Voraussetzung, dass der militärische Konflikt auf das Gebiet der Ukraine beschränkt bleibt und nicht weiter eskaliert. Akquisitionen werden weiter zu unserer Wachstumsstrategie gehören und Gelegenheiten, die sich ergeben, werden wir entsprechend unserem bisherigen Akquisitionsverhalten wahrnehmen.